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Haikus und andere Gedichte

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Beitrag von Duncan Do 21 Jun 2012, 22:40

Es ist schön, ja aber so "elysisch" wie du sagst finde ich es jetzt nicht. Da habe ich schon schöneres gelesen...
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Beitrag von Elias Do 21 Jun 2012, 23:16

Hmmm, dann zeig mir was Schöneres - Ich bin gespannt. Ich kenne kein Gedicht, das auf einer höheren Stufe als dieses rangiert - auf der gleichen ja, aber nicht auf einer höheren. Smile
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Beitrag von Duncan Fr 22 Jun 2012, 10:24

Wenn ich mal wieder dazu komm eins zu lesen oder eins finde die ich meine, dann setzt ichs hier rein. Smile
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Beitrag von Elias Mi 11 Jul 2012, 16:46

Habe ich gerade in den Unterlagen, meiner Sprachgeschichte-VL gefunden, gefällt mir gut Smile


Die Welt (1679) - Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Was ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen?
Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen /
Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht.
Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;
Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt.
Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen /
Ein faules Grab / so Alabaster deckt.
Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen /
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen /
Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.
Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen /
Halt ihre Lust für eine schwere Last.
So wirstu leicht in diesen Port gelangen /
Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.


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Beitrag von Elias Mi 18 Jul 2012, 20:18

Ein wunderbares Gedicht von Friedrich Nietzsche, auf das ich über die Neofolk-Gruppe "Jännerwein" gekommen bin:

Friedrich Nietzsche
An den Mistral

Mistral-Wind, du Wolken-Jäger,
Trübsal-Mörder, Himmels-Feger,
Brausender, wie lieb ich dich!
Sind wir zwei nicht Eines Schoßes
Erstlingsgabe, Eines Loses
Vorbestimmte ewiglich?

Hier auf glatten Felsenwegen
Lauf ich tanzend dir entgegen,
Tanzend, wie du pfeifst und singst:
Der du ohne Schiff und Ruder
Als der Freiheit freister Bruder
über wilde Meere springst.

Kaum erwacht, hört ich dein Rufen,
Stürmte zu den Felsenstufen,
Hin zur gelben Wand am Meer.
Heil! da kamst du schon gleich hellen
diamantnen Stromesschnellen
Sieghaft von den Bergen her.

Auf den ebnen Himmels-Tennen
Sah ich deine Rosse rennen,
Sah den Wagen, der dich trägt,
Sah die Hand dir selber zücken,
Wenn sie auf der Rosse Rücken
Blitzesgleich die Geißel schlägt, -

Sah dich aus dem Wagen springen,
Schneller dich hinabzuschwingen,
Sah dich wie zum Pfeil verkürzt
Senkrecht in die Tiefe stoßen, -
Wie ein Goldstrahl durch die Rosen
Erster Morgenröten stürzt.

Tanze nun auf tausend Rücken,
Wellen-Rücken, Wellen-Tücken -
Heil, wer neue Tänze schafft!
Tanzen wir in tausend Weisen.
Frei - sei unsre Kunst geheißen,
Fröhlich - unsre Wissenschaft!

Raffen wir von jeder Blume
Eine Blüte uns zum Ruhme
Und zwei Blätter noch zum Kranz!
Tanzen wir gleich Troubadouren
Zwischen Heiligen und Huren,
Zwischen Gott und Welt den Tanz!

Wer nicht tanzen kann mit Winden,
Wer sich wickeln muß mit Binden,
Angebunden, Krüppel-Greis,
Wer da gleicht den Heuchel-Hänsen,
Ehren-Tölpeln, Tugend-Gänsen,
Fort aus unsrem Paradeis!

Wirbeln wir den Staub der Straßen
Allen Kranken in die Nasen,
Scheuchen wir die Kranken-Brut!
Lösen wir die ganze Küste
Von dem Odem dürrer Brüste,
Von den Augen ohne Mut!

Jagen wir die Himmels-Trüber,
Welten-Schwärzer, Wolken-Schieber,
Hellen wir das Himmelreich!
Brausen wir ... o aller freien
Geister Geist, mit dir zu zweien
Braust mein Glück dem Sturme gleich. –

- Und daß ewig das Gedächtnis
Solchen Glücks, nimm sein Vermächtnis,
Nimm den Kranz hier mit hinauf!
Wirf ihn höher, ferner, weiter,
Stürm empor die Himmelsleiter,
Häng ihn - an den Sternen auf!

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Beitrag von Elias So 05 Aug 2012, 14:17

Etwas neues von mir:

Gesang eines scheidenden Daimons

~


Hoch über den Kranichen bin ich geflogen,
mit den Kentauren bin ich wild gerannt,
habe gebrüllt gen die eisigen Wogen
und dort die sirenische Sehnsucht erkannt;

~

Wankend – betrunken vom Wein der Satyren,
legte ich mich in dryadischen Hain,
habe gesungen von glücklichen Schwüren,
sang mich mit Träumen von Ewigkeit ein;

~

Getanzt habe ich zu Apolls Melodien,
staunend von panischen Flöten gebannt,
sündlos die nächtlichen Traum Elegien,
in ihrem Taumel die Schönheit erkannt;

~

Die schönsten der Nymphen rief ich beim Namen,
lachend versank ich im tiefgrünen Teich,
ach all die Sorgen, die nimmermehr kamen,
ruhend auf Moos in Dionysos Reich;

~

Ach, ach ihr Haine, ich werd‘ euch vermissen,
missen den schattigen Duft eures Laubs,
in dessen Stunden die Grenzen zerrissen,
Opfer des seligen, sorglosen Raubs;

~

Oh – und wie süß war das Wasser der Quellen,
ich seh‘ sie klar bis zum Grunde noch hier,
höre das Wispern der sonnigen hellen,
Tage im herrlichen Reiche in mir;

~

Werd‘ ich – Geschwister euch einst wieder sehen,
und wieder tanzen in wildestem Rein‘?
ich kann den Lauf des Geschicks nicht verstehen,
ich kann kein Seher, doch kann hoffend sein;

~
Doch nun, ich spür sie– ich spüre die Hände,
höre den sanften Befehl des Apoll,
er bannet mich in die irdischen Wände,
ich scheid‘ von euch, ich scheid‘ sehnsuchtsvoll;

~

Doch nein – nein nicht ewig bleib ich euch ferne,
denn einstmals da führt der Weg mich zurück,
ich schreit hinan unter klingendem Sterne,
und werde singen von trunkenem Glück;
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Beitrag von Tobi Mo 06 Aug 2012, 13:26

DAS finde sogar ich recht schön. Gut gemacht!
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Beitrag von Duncan Di 07 Aug 2012, 00:05

Glückwunsch. Sehr schön!
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Beitrag von Markus Di 07 Aug 2012, 07:43

Hat echt was. Hast du das geschrieben Jakob??
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Beitrag von Elias Di 07 Aug 2012, 12:32

Danke Smile Jap, das ist von mir.
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Beitrag von Tobi Di 07 Aug 2012, 16:19

Warum veröffentlichst du es nicht?
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Beitrag von Elias Sa 03 Nov 2012, 16:22

cheers cheers cheers

"Über ihre Einsendung zur Frankfurter Bibliothek mit dem Thema „Kategorie A – freie Wahl“ haben wir uns sehr gefreut.

Wir freuen uns besonders, dass Ihr Beitrag zum Abdruck aufgenommen wurde, und ich darf Ihnen dazu gratulieren!


[…]

Die Frankfurter Bibliothek gehört zu den am meisten verbreiteten Lyrikveröffentlichungen der letzten Jahrzehnte. Sie wird weltweit in den bedeutendsten Bibliotheken eingestellt, z.B. in der Wieder Staatsbibliothek, in der Schweizer Nationalbibliothek und in der National Library of Congress in Washington.

Nochmals Gratulation zu diesem Erfolg! Wir freuen uns sehr, dass Sie zu den in einem Standardwerk neuer Lyrik publizierten Autoren zählen werden.“

cheers cheers cheers
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Beitrag von Markus Sa 03 Nov 2012, 17:23

Glückwunsch Very Happy
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Beitrag von Duncan So 04 Nov 2012, 00:36

Respekt! Very Happy
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Beitrag von Elias Sa 08 Dez 2012, 04:05

Unlängst geschrieben, um einen wunderschönen Herbstmorgen in Worte zu fassen - War enorm schwierig und ich bin nicht gänzlich zufrieden. Ist zudem mein erstes Gedicht, das in umarmendem Reim geschrieben ist - Was haltet ihr davon?


Oberon

Ein Labyrinth im ersten Lichte,
ein Mensch zerreißt durch seine Schritte,
des Schleiertanzes trübe Mitte,
ein Lächeln auf dem Angesichte.

So öffnet er durch stilles Walten,
dem ersten Strahl des Morgens Bahnen,
wie es Scheint es warm und dennoch mahnen,
die Lüfte, die im Licht erkalten.

Ein Duft denkt gelb an Sommertage,
spricht eine Frage eine sachte,
„Wie kann wo gestern Leben lachte,
schon heute weh’n die Totenklage?“

Die Schar der Fürsten steht mit Würde,
in allerprächtigstem Gewande.
Doch Ach ! – Wie scheint es eine Schande,
sie lassen’s ob der nächsten Hürde.

Sie treten in des Schlafes Lande
Und dort treiben in weißen Schlieren,
die Träume, die sich rasch verlieren,
auf eines grünen Flusses Bande.

Ein Traum der auf den Wassern treibet,
er will sich nicht verloren wähnen
und steigt empor in wildem Sehnen,
damit er nicht vergessen bleibet.

Ein Mensch, der einsam für sich schreitet,
und weiten Geistes um sich blicket,
der Wirklichkeit nicht ganz entrücket,
er wird von ihm fortan begleitet.

Der Mensch mit hohem Mantelkragen,
sah sich nach warmen Feuern streben,
doch mit dem Traume kommt ein Beben,
er wendet sich und will es wagen.

Er wendet sich von strengen Wegen,
und wandelt fort von engen Räumen,
blickt staunend auf zu gold‘nen Bäumen,
strebt ungezielt dem Ziel entgegen.






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Beitrag von Duncan Sa 08 Dez 2012, 13:12

Schön, aber zu viele "e"s am Schluß. Lichte, Angesichte...das stört mich irgendwie. Vielleicht liegt es daran dass du nicht ganz zufrieden bist?
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Beitrag von Elias Mo 24 Dez 2012, 13:46

Hier ein Gedicht vom größten aller deutschen Komiker, Loriot - Er möge in Frieden Ruhen - um euch alle mit besinnlicher Stimmung zu erfüllen:

ADVENT

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.

Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Foerster umgebracht.

Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon im Wege.

So kam sie mit sich überein:
am Niklasabend muss es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh',
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimme und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen
da läuft des Foersters Blut von hinnen.

Nun muss die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied)-,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt zum Schluss, es geht auf vier
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt’s von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.

Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runden macht ?

Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten !

"He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen ?"

Des Foersters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:
"Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

Im Förstershaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent.
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Beitrag von Duncan Mo 24 Dez 2012, 14:46

Alle Jahre wieder. Hast du das nicht schon ein paar mal rein gestellt zu Weihnachten?
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Beitrag von Elias Mo 24 Dez 2012, 14:47

Kann schon sein - Aber ich glaube als Video und nicht als Gedicht hab's hier nämlich nicht gefunden. Ich find's halt immer noch klasse!
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Beitrag von Duncan Mo 24 Dez 2012, 14:49

Joa, is ja auch witzig. Very Happy
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Beitrag von Elias Sa 02 Feb 2013, 15:25

Ein wirklich wunderbares Gedicht der frühen Aufklärerung, das wir im Rahmen unserer NDL-Vorlesung bearbeitet haben.

Barthold Hinrich Brockes (1680 – 1747)

Gedanken bey dem Fall der Blätter im Herbst

In einem angenehmen Herbst, bey ganz entwölktem heiterm Wetter,
Indem ich im verdünnten Schatten, bald Blätter-loser Bäume, geh',
Und des so schön gefärbten Laubes annoch vorhandnen Rest beseh';
Befällt mich schnell ein sanfter Regen, von selbst herabgesunkner Blätter.

Ein reges Schweben füllt die Luft. Es zirkelt, schwärmt' und drehte sich
Ihr bunt, sanft abwärts sinkend Heer; doch selten im geraden Strich.
Es schien die Luft, sich zu bemühn, den Schmuck, der sie bisher gezieret,
So lang es möglich, zu behalten, und hindert' ihren schnellen Fall.
Hiedurch ward ihre leichte Last, im weiten Luft-Kreis überall,
In kleinen Zirkelchen bewegt, in sanften Wirbeln umgeführet,
Bevor ein jedes seinen Zweck, und seiner Mutter Schooß, berühret;
Um sie, bevor sie aufgelöst, und sich dem Sichtlichen entrücken,
Mit Decken, die weit schöner noch, als persianische, zu schmücken.

Ich hatte diesem sanften Sinken, der Blätter lieblichem Gewühl,
Und dem dadurch, in heitrer Luft, erregten angenehmen Spiel,
Der bunten Tropfen schwebendem, im lindem Fall formiertem, Drehn,
Mit offnem Aug', und ernstem Denken, nun eine Zeitlang zugesehn;
Als ihr von dem geliebten Baum freywilligs Scheiden (da durch Wind,
Durch Regen, durch den scharfen Nord, sie nicht herabgestreifet sind;
Nein, willig ihren Sitz verlassen, in ihren ungezwungnen Fällen)
Nach ernstem Denken, mich bewog, sie mir zum Bilde vorzustellen,
Von einem wohlgeführten Alter, und sanftem Sterben; Die hingegen,
Die, durch der Stürme strengen Hauch, durch scharfen Frost, durch schwehren Regen
Von ihren Zweigen abgestreift und abgerissen, kommen mir,
Wie Menschen, die durch Krieg und Brand und Stahl gewaltsam fallen, für.

Wie glücklich, dacht' ich, sind die Menschen, die den freywillgen Blättern gleichen,
Und, wenn sie ihres Lebens Ziel, in sanfter Ruh' und Fried', erreichen;
Der Ordnung der Natur zufolge, gelassen scheiden, und erbleichen!

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Beitrag von Elias Sa 23 Feb 2013, 15:34

Etwas neues aus meiner Feder. Für die, die nicht wissen, wer Hugin und Munin (übersetzt Gedanke und Erinnerung) sind: "Zwei Raben sitzen auf seinen (Odins) Schultern und sagen ihm alles ins Ohr, was sie sehen und hören. Sie heißen Hugin und Munin. Bei Tagesanbruch entsendet er sie, um über die ganze Welt zu fliegen, und zur Frühstückszeit kehren sie zurück. Von ihnen erfährt er viele Neuigkeiten." (Snorri Sturluson)

Hugin und Munin

Oft in mondeskalten Nächten,
steh ich an des Meeres Rand,
schweife über See und Land,
lasse treiben die Gedanken.

Lausche auf des Windes Stimme,
auf das Meer das lockend singt,
mir nach Salz und Ferne klingt,
Brüder sagt – Was sehet ihr?

Dann, dort wo die grauen Wellen,
sacht des Zeltes Rand umranken,
wie entträumte Tänzer schwanken,
erblick‘ ich’s klar und atme tief.

Schwarze Schwingen gleiten sachte,
und erhaben über’s Meer,
trotzen fest des Windes Heer,
kommen um mir zu verkünden.

Heis‘re Rufe halln‘ von Ferne,
bald schon durch das blaue Rauschen,
will ihnen geduldig lauschen,
warten bis sie mich erreichen.

Beide sinken sanft in Kreisen,
auf den angestammten Platz,
und mit einem sanften Satz,
landen sie auf meinen Schultern.

Neigen ihren Kopf ein wenig,
sprechen mir von all den Dingen,
die sie aus der Ferne bringen,
mir dem alten grauen Greise.

Dann als hätt ich nur geträumet,
heben sich auf Schwingen fort,
von dem meerumspülten Ort,
Gedanke und Erinnerung.
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Beitrag von Elias Mo 11 März 2013, 22:59

Meine Übersetzug zu einem Gedicht von Maria Stuart. Der französische Originaltext befindet sich unten:

Zum Tode Franz II.

Im zarten Klagegesang
Im tiefsten Trauerton,
Umfängt mich furchtbar der Kummer
Des ewigen Verlustes,
Und, in bitteren Seufzern,
Friste ich meine strahlendsten Jahre.
----Gab es je ein Unglück wie dieses
Ein Geschick so hart,
Ein Weh so kläglich
wie das der unglücklichen Dame,
die Herz und Aug‘
von Sarg und Gruft umfangen sieht?
----In meinem süßen Frühling,
in der Blüte meiner Jugend,
sind all meine Sinne
von tiefster Traurigkeit umfangen;
Und nichts kann mich bewegen
als Bedauern und Sehnen.
----Im Herzen und vor Augen
Ein Bild, ein Antlitz
Aus meiner Trauer geschaffen
Das die Blässe meines Gesichts
Mit Veilchen mischt,
mit Blumen der Liebe.
----Niemals will es stetig bleiben
Dieses fremdartige Übel.
Aber ich kann’s nicht ändern,
Wenn mein Schmerz nicht schwindet,
Denn mein Schlimmstes und Bestes
Sind gleichsam wüst und leer.
----Wo ich auch weilen werde,
Im Walde oder auf der Au,
Ob mich Morgenröte
Oder Dämmerung des Abends umfängt,
Wird mein Herz ohne Zweifel
Den Entschwundenen bedauern.
----Manches Mal wenn meine Blicke,
Um mich her ich schweifen lasse,
Ahne ich in einer Wolke,
Den zärtlichen Schimmer seiner Augen;
Ich sehe ihn leuchten,
Aus den grabesgleichen Wassertiefen.
Wenn ich ruhend mich,
Auf meine Lagerstätte niederlege,
Weiß ich gewiss, dass er an mich denkt,
Kann ich fühlen wie er mich umfängt.
Im Tagewerk oder im Müßiggang,
Stets weiß ich ihn nah.
----Schweige nun mein Lied,
Finde, trauriger Klagegesang,
Dein Ende in diesem Refrain:
Wahre und reine Liebe,
Wird auch in der Trennung,
Nimmermehr gemindert.


Sur la mort de François II

En mon triste et doux chant
D'un ton fort lamentable,
Je jette un deuil tranchant
De perte irréparable,
Et, en soupirs cuisants,
Passe mes meilleurs ans.
----Fut-il un tel malheur
De dure destinée,
Ni si triste douleur
De dame infortunée,
Qui mon cœur et mon œil
Voit en bière et cercueil ?
----Qui, en mon doux printemps,
Et fleurs de ma jeunesse,
Toutes les peines sens
D'une extrême tristesse;
Et en rien n'ai plaisir
Qu'en regret et désir.
----J'ai au cœur et à l'œil
Un portrait et image
Qui figure mon deuil
Et mon pâle visage
De violettes teint,
Qui est l'amoureux teint.
----Pour mon mal étranger
Je ne m'arrête en place ;
Mais je n'ai beau changer,
Si ma douleur n'efface,
Car mon pis et mon mieux
Sont les plus déserts lieux.
----Si, en quelque séjour,
Soit en bois ou en prée,
Soit à l'aube du jour
Ou soit pour la vesprée,
Sans cesse mon cœur sent
Le regret d'un absent.
----Si parfois vers les lieux
Viens à dresser ma vue,
Le doux trait de ses yeux,
Je vois en une nue;
Ou bien le vois en l'eau,
Comme dans un tombeau.
Si je suis en repos,
Sommeillant sur ma couche,
J'oi qu'il me tient propos,
Je le sens qui me touche.
En labeur, en recoy,
Toujours est près de moi.
----Mets, chanson, ici fin,
A si triste complainte,
Dont sera le refrain :
Amour vraie et non feinte,
Pour la séparation,
N'aura diminution.
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Beitrag von Elias Mi 08 Mai 2013, 13:45

Was Neues, eher legeres aus meiner Feder:


Drachenbrüder

Aus dem tiefen grauen Tale,
das von Bergeshöhn umkränzt,
dringt ein lautes wildes Brüllen,
und der weiße Schnee er glänzt;

Hört ihr Brüder, hört das Rauschen,
Schwingen streifen über Stein,
und ihr packt die Lanze fester,
klamme Furcht in Mark und Bein;

Nein ihr sollt das Biest nicht fürchten,
seht uns an, ihr Krieger mein,
heut kehr‘n wir nicht ruhmesstrahlend,
in der Götter Hallen ein;

Treue Brüder seht die Klauen,
seht den mächt’gen Leib des Wurms,
ahnt im Rauschen jener Schwingen,
Boten eines nahen Sturms;

Stoßt die Hörner eurer Väter!
Welch erschütternd großer Klang,
es sind Stimmen unsrer Ahnen,
ja – nun wird dem Wurme bang;

Und mit Brausen naht die Bestie,
reißt die Schilde rasch empor,
aus dem purpurroten Rachen,
dringt ein eisig Strom hervor;

Wankt nicht Brüder, dürft nicht weichen,
manche Zittern vor dem Frost,
doch ich brüll dem Feind entgegen,
noch trägt mein Speer keinen Rost;

Nein ich wird‘ das Biest nicht fürchten,
wacker nun ihr Brüder mein,
wenn wir scheiden, kehrn‘ wir strahlend,
an Walhallas Tafel ein!
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Beitrag von Duncan Mi 08 Mai 2013, 19:03

An sich sehr schön und knackig, aber deine Reihme waren schon besser. N paar von denen solltest du vielleicht nochmal überarbeiten. Ich weiß, das kannst du viiiiiel besser...
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