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Linksradikalismus und Rechtsradikalismus im Vergleich

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Beitrag von Elias Mo 05 Nov 2012, 19:02

Linksradikalismus und Rechtsradikalismus im Vergleich

Mir liegt es seit längerem Herzen, den ungeheuren Irrtum aufzuklären, der meiner Meinung nach, hinter folgendem Satz steckt:

„Linksradikalismus ist genauso schlimm wie Rechtsradikalismus“

Dieser Standpunkt ist mehr als verbreitet und ich frage mich, wie man – zumindest nach ernsthafter Überlegung und Reflexion - zu diesem Schluss gelangen kann.

Als Argument werden natürlich zuallererst die Regime angeführt, die aus beiden Ideologien entstanden sind: Auf der rechten Seite haben wir NS-Deutschland, das faschistische Italien, Francos Spanien, den „État Francais“ etc. – auf der linken Seite haben wir die Sowjetunion, die Volksrepublik China, Nordkorea usw. Aktuelle und ehemalige Beispiele stehen zur Genüge zur Verfügung und es ist nicht von Nöten abzuwägen in welchem Regime mehr unterdrückt wurde, mehr Menschen liquidiert oder in Arbeitslager gesperrt wurden – Die Grauen, die in all diesen Diktaturen verübt wurden/werden, waren und sind unaussprechlich und sind uns leider nur allzu präsent (Allein aus der Deutschen Vergangenheit).
Diese Staaten beinhalten stets Ausgrenzung von Minderheiten, Einschränkung oder Ausschaltung der Meinungs-, Presse- oder persönlichen Freiheit, Bespitzelung und eine meist diktatorische oder autokratische Staatsführung.

Damit wären wir auch schon bei der zentralen Problematik einer, von einem Vergleich der Regime ausgehenden, Gleichsetzung des Links- und des Rechtsradikalismus:

Die rechte Ideologie – nehmen wir als Paradebeispiel den Nationalsozialismus (dazu kann wer möchte Hitlers „Mein Kampf“ lesen. Das kann ich allerdings nicht empfehlen. Das Geschwafel dieses Menschen ist vollkommen schwachsinnig und durchschaubar.) - setzt all diese Gräuel, als Teil ihres Systems voraus. Eine Ausgrenzung, ja Vernichtung von gewissen Minderheiten (z.B. Juden, Homosexuellen, Sinti & Roma) ist Teil der Ideologie, ebenso eine diktatorische Herrschaft und die Einschränkung der Meinungsfreiheit. Wir können also sagen: Das dritte Reich war die Umsetzung von Hitlers Gedanken. (Ich hatte vergangenes Semester ein Seminar in dem diesbezügliche Inhalte angesprochen wurden, bin also etwas informiert).

Die linke Ideologie – nehmen wir hier den Kommunismus (so wie er in Karl Marx: „Manifest der Kommunistischen Partei“ formuliert wurde) – beinhaltet keines dieser Elemente. Wir haben es hier nicht mit menschenverachtendem Gedankengut zu tun, sondern vielmehr mit Ideologien, die das Beste für die Gesamtbevölkerung wünschen und dabei keine Unterschied zwischen den Rassen oder Religionen machen. In einem kommunistischem Staat – der tatsächlich kommunistisch ist – wären allgemeine Gleichberechtigung, sowohl auf politischer, als auch auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene die bestimmenden Elemente. Presse- und Meinungsfreiheit sind in einem solchen Staat garantiert.

Was wir in den Staaten wiederfinden, die sich den Sozialismus oder Kommunismus auf die Fahnen geschrieben haben, ist keinesfalls die Verwirklichung dieser Gedanken. Wir haben es mit Staaten zu tun, die sich letzten Endes fern der linken Ideologien bewegen: Die Sowjetunion (besonders unter Stalin) war eine Diktatur, die DDR war ein autokratischer Marionettenstaat, die VR China ist die Verkörperung eines blühenden und rücksichtslosen Kapitalismus und Nordkorea ist ein perverser autokratischer Staat, der auf die Vergöttlichung des großen Kim Il Sung aufbaut (der immer noch Staatsoberhaupt ist, obwohl er 1994 gestorben ist). Dies sind keine „linken“ Staaten, es sind Unrechtsstaaten, die der Befriedigung der Machtgelüste und der persönlichen Bereicherung der herrschenden Clique dienen und dabei den überwältigenden Hauptanteil der Bevölkerung unterdrücken. Dabei ist die verwendete Ideologie im Endeffekt redundant, da sie lediglich dazu instrumentalisiert wird um die Bevölkerung zu beherrschen und sie durch Gehirnwäsche gefügig zu machen. (Meist ist ein massiver Personenkult das zentrale Element solcher Staaten: Stalin, Mao Tse-tung, Kim Il Sung etc.).
Das Argument „Linksradikalismus ist genauso schlimm wie Rechtsradikalismus, da ja die Staaten, die aus beidem hervorgegangen sind stets Unrechtsstaaten waren.“ ist also in dieser Form nicht richtig, da es keine Staaten gab oder gibt, in denen tatsächlich der Kommunismus oder der Sozialismus umgesetzt wurde. Es gibt lediglich Diktaturen, die sich diese Ideologien zu Nutzen machten. Der Nationalsozialismus hingegen wurde sehr wohl umgesetzt.

Wer nun bei Linksradikalen an die Antifa oder den Schwarzen Block denkt, den muss ich wiederum enttäuschen. Die Antifa sind erst einmal keine Linksradikalen im umfassenden Begriff – Sie sind Antifaschisten. Der schwarze Block ist letzten Endes eine anarchistische Ansammlung ohne tatsächlichen politischen Hintergrund, auch wenn sie es gerne anders hätten. Es geht ihnen vorrangig um Krawall und Randale und nicht um die Errichtung eines neuen Staates oder eine tatsächliche Revolution. Mit diesen beiden Gruppierungen habe ich recht wenig am Hut. Ich kenne zwar durchaus Leute, aber ich halte die Antifa mit ihren „Nazis auf die Fresse“-Parolen meist für ähnlich stupide wie die, denen sie auf die Fresse geben wollen. Es sind zu großen Teilen dumme und ungeplante Kinder, die Feuer mit Feuer bekämpfen wollen. Hier sammeln sich Punks und linke Skins – Allesamt Leute die zwar antifaschistisch sind, allerdings vielmehr auf eine anarchische Revolte, das Stiften von Chaos und Schockieren der Gesellschaft abzielen – Sie wollen die konservative Gesellschaft aufbrechen oder sich zumindest von ihnen abgrenzen. An sich denke ich, dass Punk heute eher zur Modeerscheinung verkommen ist, während ihre Blütezeit in den 70ern und 80ern längst verklungen ist.

Um also meine Argumentation noch einmal zusammenzufassen: Ein Rechtsradikaler verfolgt eine menschenverachtende Ideologie, während ein echter Linksradikaler eine Ideologie verfolgt, die das Wohl, die Gleichberechtigung und die Freiheit aller wünscht. Linksradikale mit Stalinisten, Maoisten, Staatssicherheitsbeamten oder koreanischen Militärs gleichzusetzen ist grundlegend falsch, ist ein überkommener Anachronismus des Kalten Krieges.

Ich hoffe, ich konnte euch zum Nachdenken anregen.
Elias
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Beitrag von Markus Di 06 Nov 2012, 02:04

Bevor wir uns hier über links und rechts unterhalten, sollte erstmal der Begriff Extremismus, bzw. Radikalismus abgegrenz werden.

"Im Sprachgebrauch der Staatsschutzbehörden in der Bundesrepublik Deutschland wurde der bis dahin verwendete Begriff „Radikalismus“ seit 1975 endgültig durch den Begriff „Extremismus“ abgelöst."(1)

Behörden verwenden ihn[den Ausdruck Extremismus] unter anderem, um Gegner der freiheitlichen demokratischen Grundordnung (FDGO) zu benennen."(2)

"(...)Ansonsten und vor allem im deutschen Sprachraum meint man mit der Bezeichnung allerdings links- und rechtsradikale Strömungen, die ihre Ziele kompromisslos verfolgen."(1)

"(...)die Grenzen zum Terrorismus sind fließend(...)"(3)

Und das sagt meiner Meinung nach schon alles aus. Gegner der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, die ihre Ziele kompromisslos verfolgen. Den linken gegenüber dem rechten Extremismus zu gewichten ist jedem selbst überlassen, aber meiner Meinung nach sind beide Einstellungen kritisch, denn "beiden Extremismen sei ein Denken in Freund-Feind-Stereotypen und ein hohes Maß an Dogmatismus zu eigen"(3)!

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Radikalismus
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Extremismus
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Linksextremismus#Wissenschaftlicher_Diskurs
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Beitrag von Duncan Mo 12 Nov 2012, 16:41

Über die Rechten brauchen wir uns ja Gott sei Dank jetzt nicht zu unterhalten, da sind wir ja alle ziemlich einer Meinung.

Was Links angeht:

1. Die verkommene Umsetzung einer eigentlich "friedfertigen" Ideologie in den Beispielstatten die du genannt hast zeig doch eindeutig, dass es bisher nie funktioniert hat! Wenn der versuch diese Ideologie um zu setzen jedes mal abdrifftet und schief läuft, dann stimmt etwas damit nicht (z.B. das schiere festhalten oder Schutz vor Korrumpierung).

2. Wenn wir von Linksradikalismus reden, sprechen wir nicht von den Beispielstaaten sondern eigentlich Übergriffe, Demonstrationen oder schlichtweg radikalen Parteien die in einem radikalen Maße gegen den derzeitigen, gemäßigten Konsens laufen.

3. Ich stimme mit Markus absolut überein. Eine "radikale" oder "extreme" Ideologie verschließt sich nicht nur häufig vor Kompromissen, sie ist auch blind gegenüber nicht vereinbaren Ideen. Die krasse Ausrichtung in die eine oder andere Richtung geht immer mit extremen Nachteilen für eine große Bevölkerungsgruppe einher. In einem Staat existieren aber viele (jetzt nicht unbedingt radikale) Meinungen die niemals alle gleich befriedigt werden können. Die Ausrichtung in eine radikale Richtung geht dann zugunsten der Mehrheit der nicht Extremen.

4. Das was als "sozial" und "gleichberechtigt" propagiert wird funktioniert schon allein wegen der Vielfalt der Menschen nicht!

Wir haben es hier nicht mit menschenverachtendem Gedankengut zu tun, sondern vielmehr mit Ideologien, die das Beste für die Gesamtbevölkerung wünschen und dabei keine Unterschied zwischen den Rassen oder Religionen machen. In einem kommunistischem Staat – der tatsächlich kommunistisch ist – wären allgemeine Gleichberechtigung, sowohl auf politischer, als auch auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene die bestimmenden Elemente. Presse- und Meinungsfreiheit sind in einem solchen Staat garantiert.

Das Beste für die Bevölkerung ist Ansichtssache (nach dem Modell wäre ja totale Überwachung aller Bürger ja ebenfalls zu deren besten!).

Kein Unterschied zwischen Rasse und Religion ist allein schon wegen der entsprechenden Setzungen oder Kulturen nicht möglich.

Gleichberechtigung ist nicht für alle Gleich. Weder politisch noch wirtschaftlich! Presse und Meinunbgsfreiheit sind ja bereits in unserem System schon stets davon gefährdet missbraucht zu werden - ja werden es auch häufig! Gleiches Geld für alle, gleicher Besitz - das funktioniert schon allein wegen der psychologie des Menschen nicht, der stets nach mehr strebt (positiv aber auch negativ) und somit seine eigene Entwicklung fördert.

5. Die Gegenüberstellung von Rechts und Links gründet sich nicht aus den Ideologien sondern aus den Taten der jeweiligen Gruppierungen, bzw. die Tatsache das es radikale Strömungen sind. Dabei ist der Inhalt zweitrangig. Es ist ja allein schon aus der Geschichte ersichtlich, dass radikale Strömungen (egal welcher Art) früher oder später zu Fall gebracht werden, weil sie nicht auf die breite Masse eingehen, sondern die Wünsche weniger (also derjenigen die an die Ströung glauben). Da sie ihre Regeln radikal formuliert haben, sind sie nicht kompromissfähig und verschlossen gegen andere Meinungen. Sie behindern damit nicht nur die Entwicklung des Menschen (oder des Individums), sondern provozieren Gegenbewegungen die ebenso radikal sind nur eben andere Vorstellungen haben. Nur ein tollerantes, in beide Richtungen ausgerichtetes System kann einen längeren Frieden und Zufriedenheit grantieren, niemals jedoch absoluten Konsens.
Wenn wir also die Ideologien gegenüber stellen, dann zumiest aufgrund irgendwelcher verabscheuungswürdiger Aktionen die von den jeweiligen Gruppierungen ausgehen und nicht selten die ausgeglichene Mitte mitbeeinflussen. (Womit hat Otto Normalverbraucher verdient dass sein Auto angezündet wird während er friedlich in seinem bett schläft?)
Und diese Taten und vor allem radikale Meinungsverschiedenheiten lassen uns das eine, genauso schlimm wie das andere Empfinden.

6. Letztendlich ist es schwierig eine Pauschalisierung vor zu nehmen. Auch rechtes (oder vielleicht lieber Konservatives?) Gedankengut kann durchaus plausibel und Gesellschaftsfördernd sein (ich rede ich nicht von NS Ideologien, dennen hat man ganz klar ins Hirn geschissen!!!). Ebenso links gerichtete Ziele und Ideen. Der Trick ist beide möglichst zu vereinen und sich vor allem damit ab zu finden dass Politik niemals für alle das selbe bedeuten wird. Nur eine Vereinbarung (Kompromiss) beider Strömungen hat Aussicht auf eine beständige Zukunft.
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