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1. Akt - Die wahren Steuermänner

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Beitrag von Duncan So 24 Okt 2010, 14:33

Ein roter Strick aus Satin fällt aus hoher Leere tief zu mir Hinab in die Finsternis. Der Tod flüstert einer süßen Versuchung gleich nach mir. Ich liege nackt in der Finsternis und alles was ich sehe ist der rote Strick der mich nach oben führt.
Ich weiß nicht warum, doch dieser Strick bedeutet wieder leben. Ich ergreife ihn, ziehe mich daran hoch und plötzlich strömt eine heiße Woge aus Schreien über mich hinweg.
Der Strick ist verboten, das Leben vorbei, ich begehe ein Verbrechen, sündige in den Augen Gottes! Nein! Nein, Ich darf es nicht tun! Es ist falsch! Es ist verboten! Es ist Blasphemie!
Doch immer weiter ziehe ich mich hoch, der Wille wieder zu leben ist stärker. So viel Schönes noch nicht gesehen. So viel gutes noch nicht gekostet. So viel Zeit noch zu sein! Blutige Engelsfedern fallen vom Himmel und bedecken den Boden. Das Schwarz um mich herum wird zu Scharlachrot und ich fühle neues Leben durch meine Adern pulsieren. Es ist irgendwie Schal und unecht, aber es ist Leben. Im Moment, da ich der Finsternis entsteige weiß ich jedoch eins mit Sicherheit:

Ich - bin - verdammt!

Es funkelt hell vor mir, meine Augen brennen. Ein glitzerner Gegenstand wird mir von den Lippen hinfort gehoben und der Strom des Lebens reißt ab. Wie ein Säugling dessen Nabelschnur gekappt wurde winde ich mich auf dem Bett. Was ist mit mir passiert?

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Blood10

Lulu ist da. Sanft streichelt sie mir das Haar, mein Gesicht, beruhigt mich mit einschläfernden Worten.
"Sch, schlaf mein Kind! Lass es geschehen. Lass uns ewig zusammen sein."
Ein Kuss auf die Lippen...und alles ist vergeben.
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Beitrag von Elias Fr 29 Okt 2010, 19:04

Die folgenden Stunden sind ein Strudel wirrer Bilder die sich in dem Kopf des Poeten wie ein Mahlstrom vereinen und Stück für Stück sein ganzes bisheriges Leben zerreißen und zerfetzen. Da ist immer wieder das Bild dieses wunderschönen Geschöpfes, dieser Frau mit dem dunklen Haar. Sehnsüchtig scheint sie ihn anzublicken, streckt die Hände nach ihm aus, doch etwas zieht ihn von ihr fort. Er wird herumgewirbelt blickt in das erschreckend ebenmäßige Gesicht einer jungen blondgelockten Dame, die nackt und bleich, nur umweht von roten Schleiern in der Dunkelheit schwebt. Die Frau mustert Hans und nickt entschieden, wendet sich dann aber plötzlich, wie erschrocken ab und rennt panisch davon. Hans will sich umdrehen will sehen wovor sie flieht doch, etwas zwingt ihn dazu die junge Frau weiterhin anzublicken. Hinter ihm ein jungenhaftes Kichern und Gackern. ‚Wohin rennst du Liebes? Wohin willst du? Warum rennst du? ‘ Sie kommt nicht voran, doch mit jedem Schritt ihrer Füße scheint sie jünger zu werden, bis da keine Frau mehr rennt, sondern ein Mädchen…ein Mädchen in einem roten Kleid. Dort ist wieder die Engelsgleiche mit den dunklen Haaren. Sie kniet vor dem Mädchen, das streng auf sie nieder blickt. Flehend scheint die Dunkle um etwas zu bitten, doch das Mädchen schüttelt den Kopf, fast traurig. Hans steht auf einmal direkt vor ihr und blickt in ihre Züge, die viel zu kalt und grausam für ihre schöne kindliche Jugend sind: Wissend lächelt sie und hebt den Finger an die Lippen.



Hans schreckt hoch. Er liegt in einem Wust aus zerwühlten und rotbraun verschmierten Kissen und Decken. Es ist dunkel um ihn herum. Die unzähligen Falten auf denen er liegt schneiden unangenehm in seine Haut. Er betastet sich und stellt fest, dass er vollkommen nackt ist. Langsam gewöhnen sich die Augen an das Dunkel und er erkennt, dass er auf ein ausladendes Himmelbett gelegt wurde. Um ihn her Ragen die Schemen von Möbeln aus dem Dunkel auf. Ein großes Zimmer. Was ist letzte Nacht bloß geschehen, wo zum Teufel ist er?
Der Schriftsteller beginnt sich zu erinnern: Diese Frau „Lulu“, das Treffen unter der Fabrik, die seltsamen Gestalten, ein SS-Offizier und ein alter Jude im Gespräch. Der Weg zu der Stadtvilla, eine unfreundliche Chauffeurin, ein langer Spaziergang und seltsame Andeutungen aus dem Munde dieser wunderschönen Frau. Lulu…wirre Träume.
Er kämpft sich aus den Kissen hoch und stemmt sich aus dem Bett hoch. Ein metallener Geschmack auf seiner Zunge und ein seltsames Pochen im Kopf begleiten jede Bewegung. Er erkennt seine Kleidung, ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl. Wie ein Schlafwandler kleidet er sich an. Jede Faser schabt wie Schleifpapier, wenn sie ihn berührt. Er tastet sich vor zu einem Lichtschimmer, bis er an einer Tür angelangt ist. Er stößt sie auf und keucht vor Schmerzen als das Licht der Wandlampen wie Dolche in seine Augen dringt. ‚Was ist mit mir geschehen? ‘. Nur noch diese eine Frage tanzt vor seinen Augen.
Gleich neben der Tür befindet sich eine Treppe die nach unten führt. Das Geländer ist aus dunklem Holz geschnitzt. Hölzerne Weinraken und Blumen winden sich um die Streben. In die andere Richtung führt ein Flur, von dem viele Türe abgehen. Von unten hört er den leisen Klang eines Klaviers. Er setzt seinen Fuß auf die erste Stufe und humpelt die Treppe nach unten hinab. Mit jedem Schritt geht es ein bisschen besser. Endlich kommt er unten an und findet den Weg in ein luxuriös eingerichtetes Wohnzimmer, wohl eher ein nobler Salon.

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Wal027-Stilleben-mit-Rosen-Leuchter-und-Becher

Hans blickt sich um und scheint jedes Detail sofort in sich aufzusagen. Das Licht ist leicht gedimmt und taucht die Szenerie in leichtes Dämmerlicht. An den dunkel getäfelten Wänden hängen Fotografien, altmodisch gekleideter Damen, die an der Seite streng dreinblickender Herren mit Backenbart stehen. Auf anderen sind Offiziere der alten kaiserlichen Armee zu sehen und da: Ein junges Mädchen das in die Kamera lacht. Irgendwoher kommt sie ihm bekannt vor. Auch Gobelins und Gemälde schmücken die Wände. Die Motive scheinen fast willkürlich gesammelt und wirken doch irgendwie passend arrangiert: Eine mittelalterliche Jagdszene hängt neben einem winterlichen See mit Schlittschuhfahrern und einem Stillleben, das einen Strauß weißer Rosen zeigt. In der Mitte des Raumes findet sich ein großes mit rotem Samt Bezogenes Sofa und vier bequem wirkende Ohrensessel derselben Art. Auf dem Wohnzimmertisch steht ein Vase mit einem herbstlichen Strauß aus Zweigen an denen Dicke rote Beeren hängen, daneben eine Kristallkaraffe, die bis zur Hälfte mit einer dunkelroten Flüssigkeit gefüllt ist und zwei Gläser.
Hans Blick wandert zu der dunkelsten Blicke des Raumes, aus der die Musik kommt. Dort sitzt in einem schwarzen Kleid, das fast mit der Dunkelheit verschmilzt eine schwarze zierliche Gestalt an einem großen Flügel. Als Lulu den Blick auf ihrem Rücken spürt hält sie abrupt in ihrem Spiel inne, (hier ist die Musik auszumachen!) steht fast ruckartig auf und schließt den Deckel mit einem Knall, der den Beobachter augenblicklich aus seinem tranceartigen Zustand reißt. Mit energischen Schritten kommt sie auf ihn zu, ihn ihrem Blick und ihrer Stimme liegt eine gewisse Härte: „Schön du bist erwacht. Setz dich.“ – „Was hast du gemacht Lulu, was hast du letze Nacht mit mir gemacht?“ Er will sie ihm Vorbeigehen ans sich ziehen, doch sie drückt ihn fast rüde zurück. „Das werde ich dir erklären, wenn du die Güte hast auf mich zu hören und dich hinsetzt!“. Gehorsam setzt sich Hans in einen Sessel. Lulu nimmt ihm gegenüber auf dem Sofa Platz. „Trink!“ Sie deutet auf die Karaffe „Du bist sicherlich durstig.“ Jetzt erst merkt er, wie trocken seine Kehle ist. Bisher konnten die anderen Eindrücke, die auf ihn einfluteten, das noch überdecken aber auf einmal, scheint er kaum mehr sprechen zu können.
„Kann ich nicht vielleicht ein Glas Wasser bekommen?“ Er muss krächzen um das hervorzubringen, doch irgendwie will er dieses Zeug da auf dem Tisch nicht anrühren. Sie will etwas sagen, doch dann scheint sie es sich anders zu überlegen und erhebt sich. Sie verlässt den Raum und bald drauf hört man ein paar Zimmer weiter das Plätschern eines aufgedrehten Wasserhans. Als sie zurückkehrt hat sie ein gut gefülltes eine große Metallschüssel und eine Serviette in Händen. Ihr Blick wird weicher, man möchte meinen amüsiert, als sie ihm das Wasser reicht. „Wenn du Wasser willst, dann sollst du es bekommen, mein Lieber. Trinke es ruhig aus, es ist noch mehr da. Aber etwas sagt mir, dass dir dieses Gals genügen wird.“ Gierig, wie ein Verdurstender nimmt Hans das Glas an sich und trinkt in vollen Zügen. Doch kaum ist das Wasser seinen Hals hinuntergelaufen, muss er husten. Seine Gedärme scheinen sich mit einem schmerzhaften Aufschrei zusammenzuziehen. Mit einer schnellen Bewegung hält Lulu ihm die Schüssel vor und er erbricht sich. Mit einem qualvollen Kratzen schießt eine gallige Mischung aus Wasser, unverdauten Speiseresten und … oh Gott das ist ja Blut, in das Behältnis.

Er spürt ein Mitleidiges Schulterklopfen und sein Mund wird abgewischt. Nur kurz verschwindet Lulu wieder aus dem Raum, nur um sich ihm gleich wieder gegenüberzusetzen. Bevor sie sich hinsetzt legt sie rasch eine Platte auf ein Grammophon. Von leichtem Kratzen unterlegt ertönen die Klänge eines Orchesters, mit einer Geige im Vordergrund…Ist das Vivaldi?
„Hans, sei vernünftig und trinke aus dieser Karaffe dort! Sieh ich schenke dir sogar ein Glas ein. Hab keine Angst dieses Mal wird es dir schmecken!“ Mit unsicherer Hand nimmt er das Glas entgegen und führt es an seine Lippen.



Zuletzt von Elias am Sa 30 Okt 2010, 13:23 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Duncan Sa 30 Okt 2010, 00:31

Ich setze den Kelch an und muss innehalten. Was rieche ich da? Es riecht metallisch, seltsam vertraut. Ich nippe und schmecke Blut. Erschrocken lasse ich den Kelch fallen und der Inhalt ergießt sich platschend über den Boden. Ein seltsam schönes Bild entseht auf dem dunklen Mahagoniboden. Ein wenig verärgert blickt sie aus diesen teuflisch schönen Augen zu mir.
Es ist als ob der Teufel in Gestalt einer Göttin mir gegenübersitzt und nach meiner schwachen Seele giert. "Du enttäuscht mich junger Sünder!" scheinen diese Augen zu sagen.

"Was...? Was soll das?" Diese Augen starren mich weiterhin an, während meine Zunge reflexartig über die Lippen huscht und ein paar Tropfen erhascht. Es ist süß, leicht metallisch, einfach...köstlich!
Es packt mich, reißt mich vom Sofa, zwingt mich auf den Boden zu springen und gierig den Kelch zu greifen und die letzten Tropfen des Inhalts aus zu schlürfen. ...Ein unheiliges Gedicht!

Bevor ich in meiner blinden Gier anfange den Boden auf zu schlecken reißt mich der Teufel im Abendkleid schmerzhaft an den Haaren zurück!
"Nein, Hans! Wir benehmen uns nicht wie Tiere! Hier!" sie reicht mir ihr volles Glas. Ich greife danach und stürze das rote Mana in tiefen zügen hinunter, spüre wie mich neues Leben durchdringt, meinen kalten Körper wärmt mich von meinem schlechten Gewissen befreit. Doch das Glück wärt nur kurz und schon bald danach kehrt die Kälte und die Leere und die Abscheu zurück. Die Abscheu vor mir selbst und vor Lulu. Und doch kann ich Sie nicht hassen.
"Was ist geschehen? Was hast du mit mir gemacht?"
Die Worte die anfangs flüsternd aus meinem Mund kriechen verwandeln sich in zorniges Donnergrollen als ich Lulu ansehe.
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Beitrag von Elias Mo 15 Nov 2010, 20:56

Der Blick der Schönheit wendet sich traurig ab, ein dunkler Schleier scheint sich über den Raum zu legen. Als sie ihn wieder anblickt ist keine Härte mehr in ihren Zügen, nur noch Schmerz und eine seltsame Trauer. „Chéri, du erinnerst dich an die letzte Nacht oder? Du erinnerst dich an das über was ich geredet habe oder? Du erinnerst dich an das, was ich dir über die Geschöpfe der Nacht erzählte oder? Über Vampire und ewige Dunkelheit. Ich sehe in deinen Augen, dass du mich verstehst Hans, ich weiß, dass es dir nun nicht mehr schwer fallen wird eins und eins zusammen zu zählen.“
Der Dichter schüttelt ungläubig den Kopf, was redet diese Frau da, ist das dort eine Irre, mit der er redet? Ja, dass muss es sein, er ist verrückt geworden, er bildet sich das alles ein! Das ganze Gezeter aus den Radios ist ihm zu Kopf gestiegen! Und die dort, die ist der Wahnsinn…Grausam und doch anziehend! Er steht auf geht durch das Zimmer, betastet sich selbst, die Wände, erwartet hindurch zu fassen und jeden Moment wieder aufzuwachen. Doch nichts geschieht, er fühlt sich selbst und die harte Wand. Alles ist so hart, so real. Schließlich geht er zu Lulu hinüber und streckt die Hand nach ihr aus. Zumindest sie muss eingebildet sein! Doch bevor er sie berührt, nimmt sie seine Hand in ihre Hände. Mit einer fließenden Bewegung steht sie auf und drückt ihn auf die Couch nieder. „Hans, das hilft uns nichts, ob es nun ein Fiebertraum für dich ist oder nicht, du wirst ihm nicht entkommen. Du bist hier, du bist nun einer von uns. Ich habe dich auserwählt mein Kind zu sein. Ein Vampir, einer der Nachkommen Kains, ein Kind der Dunkelheit. Du kannst nicht leugnen, dass du dich stärker fühlst, du kannst nicht leugnen, dass dich danach verlangt mehr von diesem roten Saft dort zu trinken. Chéri, du wolltest ihn vom Boden auflecken!“
Sie setzt sich neben ihm nieder und legt ihm ihren Arm um die Schulter. Sie ist ihm so nahe. In tiefen Zügen atmet er ihren schweren, dunklen Duft ein. Sie blickt ihm direkt in die Augen „Sieh mich an Hans, sie mir ins Gesicht und sage mir dann ob du immer noch zweifeln willst. Wir haben dieser Tage keine Zeit mehr für Zweifel, wir können keine nächtelangen Spiele mehr spielen, wie es vielleicht einmal üblich war.“ Sie lächelt ihn an. Ihr Mund öffnet sich sacht und entblößt strahlend weiße Zähne. Immer näher kommt sie seinem Gesicht, während die Eckzähne langsam hervor zuwachsen scheinen, bis da zwei kleine, doch messerscharfe Dolche sind. „Nous sommes enfants de la nuit, mon petit poète. Nous sommes les rois et les reines, qui règnent dans l‘éternité. Nous sommes les princes de la damnation éternelle. “ Ein Hauchen in seinem Ohr und die Wahrheit wird ihm schrecklich bewusst: Das hier ist weder Wahn noch Traum…Die Worte, die er in den letzten Stunden so oft gedacht hat steigen wieder in ihm empor: Ich bin verdammt!

Der Zeiger der großen dunklen Standuhr scheint pausenlos vorwärts zu rasen. 6 Schläge. In Hans Kopf klingt ein Wirrwarr an Worten nach, die stakkatohaft auf ihn einprasseln: Kainiten, Sethskinder, Camarilla - 7 Schläge - Traditionen Maskerade, Clane - 8 Schläge – Prinz, Seneschall, Primogen und immer wieder Toreador – Clan der Rose: „Wir füllen die Nächte mit der Wahrheit Hans, der einzigen Wahrheit, die der Schönheit entspringt. Wir sind diejenigen, die, die grauen Nächte der anderen Kainiten erhellen, wir wandeln unter den Sterblichen, geliebt und gefürchtet. Wir sind nicht nur die Künstler, mein Lieber, wir sind die Kunst selbst in aller größter Vollendung!“

Die Uhr schlägt neunmal.
„So, das dürfte fürs erste genug sein, ich will dich nicht zu sehr verwirren. Hmmm, wenn ich dich ansehe, dürfte das ohnehin kaum möglich sein…“ Eins schelmisches Zwinkern aus den dunklen Augen der Frau. „Nur eine Sache noch, bevor wir aufbrechen. Etwas überaus Wichtiges. Was ich dir nun zeige, wirst du brauchen und du wirst es oft brauchen. Es ist das, was uns mächtiger macht als die Sterblichen, es ist das, was uns zu den Kreaturen macht die sie so fürchten. Es ist zumindest ein Teil des Kerns vieler Legenden und Sagen über die Vampire und ihre unheimliche Macht. Sieh mir zu! Sieh mir gut zu!“
Lulu erhebt sich gemessen und blickt Hans mit leicht schräg gelegtem Kopf an. Gerade noch lächelt sie ihn an – eine Sekunde später ist sie verschwunden, ein rasender Schemen. Hans fährt herum, als hinter ihm ihre Stimme ertönt. Gelassen lehnt sie am Flügel. Wie konnte sie so schnell…:
„Hast du dich erschrocken Chéri? Das ist die erste Lektion die ich dir erteile. Eine der Disziplinen die dem Blute unseres Clans inne wohnt. Wir Toreador, können schneller laufen, als der Wind selbst. Nicht ganz unnütz von Zeit zu Zeit. Erinnerst du dich an das was ich von Werwölfen erzählt habe? Besonders da haben wir gegenüber anderen Clans einen großen Vorzug. Wenn wir uns gut üben, holt uns auch keiner von denen mehr ein. Wenn wir Zeit haben, sollst du üben. Konzentriere dich darauf so schnell wie möglich zu laufen. Dann wirst du sehen, wie einfach es geht. Jede Blutlinie beherrscht einige unterschiedliche Kräfte, auf einige davon sollte man lieber verzichten. Uns sind drei zu Eigen. Die anderen, aber dazu später mehr. Die Zeit drängt. Dort drüben liegt etwas Besseres zum anziehen, ich mag was du trägst, aber die anderen werden es vielleicht für zu einfach halten. Rasch! Ich muss dich Hemera und dem Prinzen vorführen. Der Wagen wartet draußen.“ Noch einmal tritt sie nahe an ihn heran und legt ihm einen Arm um die Schulter: „Mach dir keine Sorgen. Zerbrich dir nicht den Kopf. Du wirst schneller lernen, als du denkst. Ich habe gewusst, dass du der richtige bist, seit ich das erste Wort von deiner Feder gelesen habe.“ Ihre Stimme vibriert seltsam, scheint voller gemischter Gefühle. Sie haucht ihm einen Kuss auf die Wange und verschwindet in einem dunklen Nebenzimmer.

Kaum fünf Minuten später, sitzt Hans, in schwarzem Frack und Anzug, auf der Rückbank der schwarzen Limousine vom Vortag, neben ihm der kleine Mann, der sich als Moses Mendelsohn vorstellte. Die Fahrerin hat ihm schroff, wie zuvor die Tür aufgerissen und hinter ihm zugeknallt nun braust der Wagen durch die Nacht. Es geht Richtung Potsdam, wenn sich Hans nicht irrt. Lulu sitzt auf der Vorderbank und blättert versunken in einem Büchlein. Man hat anscheinen extra zu diesem Zweck kleine Lichter im Wagen anbringen lassen. Der kleine Mendelsohn wendet sich an Hans: „Haben der Herr Schindler, denn eigentlich schon einmal einen Text von unseren guten Frau von Strauß und Torney gelesen? Sie schreibet recht erquickliche Poeme, wenn ich mir diese Bemerkung gestatten darf.“ Lulu dreht sich nur kurz um und lächelt den Mann warm an, vertieft sich dann aber sofort wieder in ihre Lektüre. „Äh nein, bisher hatte ich noch nicht die Ehre…“ Gute Güte, diese Person scheint wirklich alt zu sein. „Wartet ich habe in meinem Notizbüchlein ein Zettelchen von ihr. Lese er‘s nur recht aufmerksam.“

An den Fenstern gleitet sanft die Nacht vorbei. Der erste Schnee fällt in dichten Flocken, während der Wagen eine Straße in zunehmend ländlicher werdende Gefilde einschlägt. Hans liest, das erste Gedicht seiner Erzeugerin, das auf dem Zettel in einer engen, aber eleganten Handschrift geschrieben steht:

Winternacht
Luise Elisabeth von Strauß und Torney

Weiche dunkle Flügel
breitet segnend sacht
über alle Hügel
nun die Mitternacht.

Ferne Lichter laden
hell mit weißem Schein -
auf verschneiten Pfaden
geh ich still allein.

Und mir ist, als rühre
leise Hand mich an,
daß ich traumhaft spüre
toter Zeiten Bann.

Und mir ist, als schwimmen
in dem Nebelduft
längst verklungne Stimmen
rufend in der Luft.

Und mir ist, als winken
aus der Himmelsruh
mir im Sternenblinken
liebe Augen zu.

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Cecili10

Der Wagen hält so abrupt, das Hans schlagartig aus seinen Gedanken gerissen wird. Er kennt diesen Ort und er ist wahrhaft überrascht: Schloss Cecilienhof. Sollte hier nicht eigentlich der Kronprinz und seine Gattin residieren?
Ihm wird die Tür aufgerissen und die schroffe dunkelhaarige Chauffeurin schnauzt ihn an: „Hier ist Endstation. Weiter geht’s später.“
Hans steigt hinaus auf den leicht verschneiten Kiesweg. Das Tor öffnet sich und eine Frau im roten Kleid tritt heraus: „Ah Fräulein von Strauß und Torney, Herr Mendelsohn. Die Madame erwartet sie schon.“ Lulu und Mendelsohn treten ein und die Dame will fast schon wieder die Tür schließen, als ihr Blick auf Hans fällt: „Ach wie ungeschickt von mir. Wie konnte ich das vergessen. Unser neues Gesicht. Guten Abend Herr Schindler. Rosalind Johansson ist mein Name. Ich bin die bescheidene Beraterin und, wenn man es so nenn mag Kammerzofe unsere lieben Primogenin Hemera. Treten sie doch ein. Sie werden besonders erwartet.“

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Rosali10

Hans betritt den schummrigen Gang und wird in ein Zimmer gewiesen, in dem einige gedimmte Gaslampen und ein Kaminfeuer – Hans weicht zurück ohne nachzudenken – ein flackerndes Licht spenden. Ein scheinbar leeren Sessel ist zum Fenster gedreht. Und der frische Schnee glänzt unheimlich herein. Der Duft der den Gästen beim eintreten entgegenschlägt, raubt ihnen geradezu den Atem: Kaum Möbel sind hier zu finden, nur einige Tischchen, überladen mit kostbaren Vasen voller roter Rosen. Überall Rosen, ein Meer aus Blut… Hans fällt auf die Knie, ihm ist als würde er erneut in dieser Dunkelheit versinken, erneut die Dornen auf der Haut spüren. Kälte und Hitze durchzucken ihm, als er ein Stimmchen hört, das er, so scheint es ihm tausend Mal und doch noch nie gehört hat. Ein kindliches Stimmchen, das keines ist. Zu wissend, zu kalt für ein Kind.
„Wie ich sehe hast du dein Kind gut erzogen, meine liebe Luise. Hans-Paul Schindler. Du darfst aufstehen. Soviel Demut, ich schmelze geradezu dahin.“ Kalter Spott, kein Humor in dieser Aussage. Zitternd erhebt sich Hans und wird der Gestalt gewahr, die da vor ihm steht und ihm kaum bis über den Nabel reicht. Ein blondgelocktes Mädchen, von schrecklich blasser Marmorhaut, und erschreckender Ebenmäßigkeit in den Zügen: „Ich bin Hemera. Primogen des Clans der Rose in der Domäne Berlin. Ich bin die Hüterin des Elysiums dieser Stadt. Ich denke Luise hat die schon ausreichend eingeweiht. Was ist ein Elysium? Was ist die Camarilla? Was sind in ihre goldenen Regeln? In Herrgotts nahmen, antworte und halt dort nicht Maulaffen feil. Der Prinz erwartet sofortige Antwort. “ Sie starrt Hans an, die sich immer noch seltsam zittrig und verwirrt fühlt.

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Hemera11

*Ich bitte dich drei Würfe auch Intelligenz und Aufmerksamkeit zu würfeln. SG bei der ersten Frage bei 6, bi der zweiten bei 7 und zuletzt bei 9. Formuliere deine Antworten dementsprechend aus. Du magst dich zwar abgestoßen von Hemera fühlen, aber irgendwie ist da auch eine enorme Anziehung… *
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Beitrag von Duncan Mo 15 Nov 2010, 22:28

*Wurf 1: 02,08,02 = 1 Erfolg; Wurf 2: 04,09,10 = 2 Erfolge; Wurf 3: 04,05,09 = 1 Erfolg.*

Ich bin überrumpelt, geradezu geschockt. Ein Kind? Nein! Ein Monster IN einem Kind. Zu wenig Zeit zum denken, die Worte stottere ich hervor:
"Ja, natürlich hat sie...äh Camarilla, ein Bund von Vampiren und die goldenen Regeln: Maskerade, Domäne...äh, Nachkommenschaft und Rechenschaft, Gastfreundschaft." Noch ein grausamer Moment vergeht, bevor mir auch der letzte Fetzen der Antwort aus dem Mund springt:"Vernichtung!...Oh äh, ja ein Elysium..Ein Treffen bei dem keine Disziplinen angewendet werden dürfen?"
Ich atme auf, es fühlt sich seltsam an. Ihr strenger Blick streift mich, brennt sich in meinen Kopf. Als der Moment unerträglich wird, füge ich noch ein Kompliment hinzu um nicht völlig wie ein Idiot da zu stehen: "...eure Herrlichkeit."
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Beitrag von Elias Sa 20 Nov 2010, 14:20

Ein kaltes Lächeln umspielt ihren Mund: „Fein. Wirklich Possierlich. Gut gemacht Luise, wirklich gut gemacht. Das hätte ich dir kaum zugetraut.“ Hans Blick wandert zu Lulu die mit geneigtem Kopf hinter ihm steht. Sie wischt sich hastig etwas aus dem Gesicht und für einen kurzen Moment scheint sich eine verlockende Note in den Rosenduft zu mischen. „Luise. Wir haben noch zu reden. Was sie betrifft Herr Schindler, machen sie dem Clan alle Ehre. Es sind schwere Zeiten und wir brauchen Stärke und Selbstbeherrschung in jeder noch so schweren Sekunde.“ Sie tritt auf ihn zu und legt ihm eine Hand auf die Schulter: „Willkommen im Clan der Rose Herr Schindler. Willkommen im Clan der Rose.“ Hans spürt die unglaubliche Kälte ihrer haut durch die Kleidung hindurch und ihm ist, als ob ein Mühlstein auf ihm lasten würde, dann tritt sie zurück. „Der Prinz dieser Stadt ist eine Person von überaus beeindruckenden Fähigkeiten und ein Mitglied des Clans Ventrue. Einer Blutlinie, mit der wir seit jeher in enger Zusammenarbeit stehen. Ich würde mir keine Fehler ihm gegenüber erlauben. Der Herr von Brandenburg neigt dazu auf jeden Lapsus überaus ungehalten zu reagieren. Aber es sei ihnen erlaubt, sich ein eigenes Bild zu machen. Machen sie sich ein eigenes Bild von dieser Stadt Herr Schindler. Es gibt viele Details, die man nur allzu leicht übersieht. Es ist bereits zehn Uhr. In einer Stunde beginnt die Versammlung im Theater am Schiffbauerdamm, das ihnen ja nicht unbekannt sein dürfte. Sie werden sich vorzustellen haben. Luise wird mit mir fahren.“
Das Gespräch scheint beendet. Sie wendet sich ab. Hans spürt eine Hand auf seiner Schulter, gefolgt von der freundlichen Stimme des kleinen Mendelsohn. Dieser Herr scheint stets ein Augenzwinkern in der Stimme zu haben: „Herr Schindler, wird das fragliche Vergnügen haben, sich an meiner Seite auf das Elysium zu begeben. Ich werd ihm, alle nötigen Details noch einmal darlegen. Aber wie das Fräulein bereits gesagt haben, wird er sich wohl vor allen Dingen ein eigenes Bild malen müssen. Grad als einer von unserem Hause, nicht wahr. Nun, wir werden uns sogleich in das ‚Automobil‘ (– Dieses Wort klingt leicht angestrengt -) begeben.“

*Wird fortgesetzt*
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Beitrag von Elias Mi 26 Jan 2011, 19:47

Die schwarze Limousine fliegt verschmilzt mit der Nacht, während Schindler noch immer halb in Trance, den Worten des kleinen Kainiten lauscht. „Also mein Bester folgendes…“ Ein Kind? Wer kann so etwas tun? „…eine heilige Tradition der Camarilla…“ Wie sie mich angesehen hat! „…von Disziplinen streng untersagt…“ aber wie kann man diese feinen Züge nicht lieben? „…glauben sie mir Herr Schindler…“ dieser süße Rosenduft, wie eine Puppe aus Porzellan in einem Meer aus…“ in der Regel, Mittel und Wege das festzustellen!“… Blut? „…und das zieht in der Regel unschöne Folgen nach sich.“
Durch eine sanfte Berührung wird der Schriftsteller aus seinen Gedanken gerissen: „Herr Schindler mir ist vollkommen bewusst, dass kaum ein Worte von dem was ich ihnen mitteilte in eure Gedanken drang und fürwahr, ich habe es auch nicht erwartet. Nun muss ich sie jedoch bitten auszusteigen, wir haben den Ort der Versammlung erreicht.“

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Deutsc10

Hans steigt aus den Wagen und blickt sich um er kennt diesen Ort! Früher, als noch nicht in jedem Theater kleine Kinder von langnasigen Juden geschlachtet wurden oder dekadente Fettsäcke dem Getöse der Wagneropern lauschten, kam er oft hierher. Das Deutsche Theater. Einige Limousinen parken bereits vor dem Gebäude, andere sind im Einfahren begriffen. Kann es tatsächlich sein? Wie weit mag der Einfluss der Vampire reichen? Hier mitten in der Stadt? „So sehr ich ihre Überraschung auch verstehen kann Herr Schindler, so sollten wir die Räumlichkeiten vielleicht betreten. Ich kann ihnen dann die anderen Mitglieder unseres Clans vorstelle. Einverstanden?“



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Fast wie ein kleines Kind lässt sich Hans in den prunkvollen Empfangssaal führen, den er so lange nicht mehr betreten hat. Von irgendwoher ertönt sanfte Streichmusik, die nur gelegentlich von leisem Gelächter und angeregter Unterhaltung übertönt wird. Das Licht schwerer Kronleuchter wirft seinen sanften Schein auf die goldverzierte weiße Täfelung und die barock-anmutenden Deckengemälde, die verschieden Szenen darstellen ,die wohl die schönen Künste symbolisieren sollen. Da ist ein Faun der auf einer Panflöte spielt, tanzende Dryaden…Überall verteilt stehen Grüppchen von Personen. Wenn er genauer hinsieht, bemerkt ein Beobachter jedoch recht schnell, dass dieses Bild einer vornehmen Zusammenkunft getrübt ist: In allen Ecken sind dunkel uniformierte Schemen zu erkennen, fast jeder mit einer kleinen Maschinenpistole in Händen und einer blinkenden Luger am Gürtel.
In Ein nobel gekleideter Diener mit Frack und einem hölzernen Stab in der Hand tritt an Mendelsohn heran und verbeugt sich tief: „Herr Mendelsohn, wen darf ich als ihren Begleiter ankündigen?“ – „Ah mein guter Georg: Dies ist Hans-Paul Schindler. Kind von Luise Elisabeth von Strauß und Torney vom Clane der Rose.“ – „Sehr wohl mein Herr!“. Zweimal klopft der Herold mit dem Stab auf den Boden: „Verehrte Damen und Herren, ich habe die Ehre anzukündigen: Herrn Moses Mendelsohn, Ancilla vom Clane der Rose und Herrn Hans-Paul Schindler, Kind von Luise Elisabeth von Strauß und Torney vom Clane der Rose.“
Kurz wenden sich die Blicke den Neuankömmlingen zu, Besonders Hans wird von allen Seiten gemustert, das Tuscheln im Raum scheint angeregter zu werden.
Mendelsohn weißt Hans an ihm zu folgen: „Lulu meinte sie sollten sich hier frei bewegen und wie drückte sie sich aus… ‚selbst entscheiden mit wem sie sich unterhalten‘. Lassen sie mich sie nur kurz einweisen: Diese Damen und Herren dort drüben…“ er deutet auf einige Vampire die besonders distinguiert und aristokratisch scheinen „….gehören zum Clan Ventrue, dem Clan des Zepters. Sie haben seit jeher oft die obersten Ämter in der Camarilla inne, sind geschickt, was Geschäfte und Politik betrifft. Die Herrschaften dort…“ Es handelt sich um ein buntes Gemisch aus Anzügen Uniformen und teilweise heruntergekommener Kleidung, die bei Vielen von ihnen fast von dicken Muskelpaketen gesprengt wird. Unter ihnen wird am hitzigsten diskutiert. Besonders ein Mann mit Kurzhaarschnitt, groben Zügen und einem abgerissenen grauen Cordanzug tut sich hervor. „…sind der Clan der Gelehrten oder auch die Brujah. Unter ihnen mag man die meisten rebellischen Geister oder zumindest diejenigen, die am lautesten schreien. Und dann bleibt noch der Clan Nosferatu, die Verborgenen. Sie wissen stets was vor sich geht und hausen, soweit man weiß unter der Stadt.“ – „Verdammt richtig Moses!“ Hans schrickt zusammen, als direkt vor ihnen eine Gestalt in einem fleckigen und zerrissenen schwarzen Anzug auftaucht. Seine Züge sind kalkweiß ausgemergelt und voller Falten „Pumpen se unser armes Kindchen doch nich so mit Vorurteilen voll. Nich durch die Schule sondan durchs Lem lernt man nich wah? Ach ja Hans-Paul, hier is meine Karte…komm auf mich zurück!“ Ehe er weiß wie ihm geschieht hält Hans eine Karte in Händen und starrt entgeistert auf die Zeichnung eines Kanaldeckels. „Dies ist Anton Klauber. Ein Verborgener, den ich wohl nicht daran erinnern zu brauche, dass auf diesem Abend Elysium herrscht.“ In Mendelsohns Stimme schwingt ein deutlicher Vorwurf mit. „Bei und war bisher noch jeda froh wenn wir uns nich so ums Ellüsiüm schern und das wissen se doch oder Moses?“ Kaum eine Sekunde später ist die Gestalt wieder verschwunden. Mendelsohn stößt einen resignierten Seufzer aus. „Ich hoffe ihnen bleibt der Anblick, der hinter der Wahrheit dieser Aussage steckt verborgen. Ach ja natürlich, ich vergaß, gleich dort werden sie die Gelegenheit haben, den Rest unserer Blutlinie kennenzulernen…“




Zuletzt von Elias am Mi 26 Jan 2011, 23:00 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beitrag von Duncan Mi 26 Jan 2011, 22:40

Es ist so anders als es noch vor kurzem war. Ich träumte schon oft davon in hohen Kreisen zu verkehren und mit intelektuellen und Artisanen Wissen auszutauschen. Ich wollte mich auf hohem Niveau mit meinesgleichen Messen dürfen und Abends noch genüßlich bei einer Flasche edlen Port und leise knisterndem Kaminfeuer ein kleines Schachspiel abhalten.
Doch die Politik verdarb alles und Hass und Dummheit übernahmen die Führung über mein geliebtes Deutschland. Nun fristete ich ein Dasein in Armut und Angst, konnte meine liebste Kunst nicht ausüben und überlebte jeden Tag gerade einmal so.
Und dann kam Sie und brachte mich hier her.
Diese neue Welt voll Wunder und neuer Schrecken. Es wird eine Weile dauern bis ich mich an sie gewöhne. Ich mustere Mendelson, dann die 'Ven-trou' (es müssen wohl Franzosen sein), die Bruhja (rauh anmutende Gesellen für Gelehrte, aber auch meine Kleidung unterschied sich nicht allzu arg von dem was sie jetzt tragen) die...Verborgenen? Sie ziehen mit Abstand nie meiste Neugierde auf sich. Was Mendelson wohl mit ihrem 'wahren Ich' meinte? Und wieso hausen sie unter der Stadt? Doch nicht wirklich im Kanal? Gespannt warte ich darauf, dass Mendelson mir unsere Clans... - dieses Wort "Clan" sagt mir einfach nicht zu - Genossinnen und Genossen vorstellt. Ob sie wohl auch sind wie ich? Ob sie wohl auch verstoßene Künstler und untergetauchte Freidenker sind?
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Beitrag von Elias Sa 29 Jan 2011, 16:21

Mendelsohn deutet auf ein Dreier-Grüppchen von Personen, die sich etwas abseits hält. „Dort, dies sind die Rosenkinder.“ Hans mustert die Gruppe, die in intensive Diskussion versunken scheint. Eine süßlich wirkende Frau in einem extrem altmodischen Rüschenkleid, ein grimmig dreinblickender Mann in schwerem Mantel, der eine schwarze Augenklappe zur Schau stellt und schließlich noch, Hans alter Bekannter Fritz von Tuskow, wie stets in Parade-Uniform.
„Leider haben viele uns die Stadt verlassen. Bevor sich so vieles änderte, waren wir rund dreimal so viel. Mit ihnen und unserer gnädigen Frau Hemera –Hans durchzuckt es bei diesem Namen- sind wir nunmehr noch ein trauriges Häufchen von sieben Toreador. Aber lassen sie mich den Herrschaften vorstellen.“
Als Hans und Mendelsohn an die Gruppe herantreten verstummt das Gespräch schlagartig. „Verehrteste, meine Herren. Darf ich ihnen unser neues Kind vorstellen. Hans-Paul Schindler. Dies Herr Schindler ist die liebreizende Baronin von Hohenfels – ein freundliches Lächeln und ein Handkuss -, dieser Herr dürfte ihnen vielleicht noch aus der Galerieszene unserer vergangenen Republik bekannt sein: Herr Viktor Kraus – ein kurzes unnahbares Nicken und knappes Händeschütteln – Nun, Herrn von Tuskow kennen sie ja bereits.“ Fast überschwänglich reicht der Offizier Hans die Hand und klopft ihm mit der anderen auf die Schulter. Die Stimme ist preußisch – jovial wie immer: „Schindler. Schön sie hier zu haben. Werden recht beeindruckt sein von dem was sie erwartet. Prinz Ludwig wird sie sicherlich persönlich begrüßen. Sicherlich alles nicht leicht. Aber was n gewitzter Hund ist, weiß sich doch immer durchzubeißen und lässt sich nicht einschüchtern, nicht wahr?“
„Ich werde mich zurückziehen. In der Tat, habe ich noch einige Begrüßungen zu tätigen. Meine Dame, meine Herren.“ Mendelsohn, klopft Hans freundschaftlich auf den Arm, ganz anderes als die gekünstelte Berührung von Tuskows und entfernt sich in Richtung der Brujah.
Bevor der Offizier erneut zu sprechen beginnen kann, setzt die Baronin dazwischen: „Nun, Herr Schindler, dann erzählen Sie uns doch mal ein wenig von Ihnen. Man erfährt ja kaum etwas, so viel wie in letzter Zeit vor sich geht…“
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Beitrag von Duncan Sa 29 Jan 2011, 16:37

Ich nehme all meinen kümmerlichen Mut zusammen.
"Nun, verehrte Genossinen und Genossen, mein Name ist Schinlder, nach meinem Vater Eduart-Richard Schindler. Ich bin Schriftsteller und lebte bisher ein klägliches Leben in Ungewissheit. Ich hoffe, dass kann ich nun ändern und mich meiner Kunst frei vom Druck der Obrigkeit widmen."
Den Namen meines Vaters habe ich schnell gesprochen, in der Hoffnung dass niemand ihn wiedererkennt. Als wichtiges Mitglied des Reichstag und einer der oberen Abgeordneten der NSDAP schäme ich mich zutiefst mit ihm verwandt zu sein. Ganz zu schweigen von meinem Bruder. Ob Tuskow ihn wohl kennt. Ich hoffe nicht.
"Ah, sehr schön." Meint die Baronin. "Sie werden uns doch sicherlich einmal mit einigen kleinen Vorlesungen beglücken, nicht war?"
Ich nicke freundlich: "Wenn die Herrschaften nach Lyrik oder Poesie verlangt, darf ich diesen Wunsch keinesfalls die Beachtung verweigern. Ganz besonders nicht wenn es sich um so hohe Herrschaften handelt und so eine überaus schöne Baronin."
Sie kichert kocket und macht eine BEwegung als ob Sie nach mir schlagen wollte: "Ach, Sie sind aber ein Charmeur."
"Merci Madam. Enchanté."
Ich greife erneut nach ihrer Hand und gebe einen Zaghaften Kuss. Ein wenig schäme ich mich schon, mich wie der verhasste Adel zu benehmen, doch bisher hat sich niemand als besonders Arrogant oder unfreundlich erwiesen und das neue Parkett ist mehr als gefährlich. Ich bin nun mal unter Raubtieren.
"Und Sie haben recht, Herr von Tuskow, ich gedenke keineswegs den Schwanz ein zu ziehen, sondern meinen verehrten Genossinen und Genossen alle Ehre zu machen."
Ich weiß noch immer nicht recht was ich von der Gestalt halten soll.
"Aber, ich fürchte ich bin gar zu Neugierig auf ihre Geschichten, sehr verehrte Anwesende, liegt es mir doch im Blut nach Geschichten zu suchen und sie zu erdenken."
Ich lächle ein freundliches Adelslächeln, wie es auf den Festen meines Vaters üblich war.
Die Geschichten der anderen interessieren mich so sehr.
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Beitrag von Elias Do 10 Feb 2011, 19:29

Kraus blickt weiterhin grimmig drein und legt die Stirn in Falten. Von Tuskow hebt mit einem Ausdruck irgendwo zwischen Irritation und Belustigung eine Augenbraue: „Nanana Schindler. Da haben wir ja jemanden der ganz offen zeigt wo er steht wie?“ Die Baronin wedelt mit der Hand als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen: „Hans, lassen sie doch diese Kindereien. Nun Herr Schindler, wenn’s ihnen schon im Blute liegt, dann will ich ihre Neugier auch nicht länger auf die Folter spannen. Ich für meinen Teil habe mich nur recht dilettantisch einmal am Schreiben versucht, wie wohl jeder es tut, nicht wahr? Wie dem auch sei, ich für meinen Teil habe mich stets den edlen Klängen des Gesanges, besonders der Oper verpflichtet gefühlt, eine Kunst, die der ihren ja oft nicht allzu fern liegt. Ach ich erinnere mich noch als ob es gestern war, damals in Bologna…“

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Heinri10

Mitten im Satz wird sie von einem dreimaligen Klopfen aus Richtung des Eingangs unterbrochen: „Verehrte Damen und Herren, ich habe die Ehre anzukündigen: Herr Graf Heinrich von Bramisch. Ancilla des Clans des Zepters. Obergruppenführer der SS.“


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Beitrag von Patrick Mo 14 Feb 2011, 23:53

Der Neuankömmling wartet einen augenblick, während der Blick einem Falken gleich über die versammelten schweifen lässt. Nach einigen Augenblicken scheint er zufrieden zu sein und begibt sich mit strammem Schritt in richtung eines Dreiergrüppchens in bewegung.

Kurze zeit später hat der Fremde die Gruppe um Hans erreicht. Das knallen der Stiefel klingt wie ein Pistolenschuss, und das durchaus nicht leise "HEIL" lässt erahnen, dass die Uniform und der Titel nicht einfach nur eine Verkleidung sind. Doch sekundenbruchteile später, in denen Herr von Tuskow mit nicht weniger Pomp antwortet, wird die strenge, preußische Miene durch ein fast joviales lächeln ersetzt wird, als der SS-Mann nacheinander den Männern die Hand gibt und mit einer aus einem anderen Jahrhundert zu kommen scheinenden Eleganz die gereichte Hand der Baronin zu einem Handkuss an die Lippen führt.

"Ich sehe, ich habe noch nicht viel verpasst, ich hätte es sehr bedauert zu spät zu kommen. Der Verkehr, Sie verstehen?"

In dem moment fällt sein Blick das erste mal auf Hans, und für einen kurzen Augenblick glauber er, hinter der Freundlichen Maske etwas anderes, boshaftes, bestialisches zu erkennen.

"Doch wo sind nur meine Manieren? Mein Name ist Heinrich von Bramisch. Ich freue mich, ein neues Gesicht zu sehen, die stadt schien schon fast Provinziell zu werden." Mit diesen Worten reicht er (es?) Hans die Hand zum Gruß.
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Beitrag von Duncan Di 15 Feb 2011, 11:31

Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Von diesem Mann geht eine Aura aus die...ich kann es nicht erklären. Nur so viel: Ihm fehlt der sympathische Charakter von Tuskow.

Ich reiche dem Mann die Hand, verberge mein Unbehagen unter einer Maske des aufgesetzen, gesellschaftstauglichen Lächelns.

"Freut mich sehr Sie kennen zu lernen, Obergruppenführer von Bramisch. Hans Schindler, Neugeborener des Clans der Rose."

Ein kurzer Blick überprüft die Reaktion meiner Clans-Genossen. Habe ich es richtig gemacht? Wahrscheinlich.

Sein Händedruck ist fest, vielleicht sogar zu fest. Weiß er um meine Vorgeschichte und verbotene Schriften? Ich lebe einen Alptaum.

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Beitrag von Elias So 20 Feb 2011, 18:44

„Ah Herr von Bramisch, sie haben mein Kind kennengelernt.“ Luise ist unbemerkt von hinten herangetreten. Sie mustert den Neuankömmling mit einem Blick der Hans fast das Blut in den Adern stocken lässt. „Fräulein von Strauß und Torney. Ich habe ihren Liebreiz bereits vermisst.“ Ein Handkuss, ein gequältes Lächeln.
Jemand räuspert sich ängstlich im Rücken der Anwesenden. Die Blicke wandern zu einem ängstlichen Diener, den bisher niemand beachtet hat. Buckelnd bringt er sein Anliegen vor: „Darf ich die Herrschaften untertänigst bitten den Saal zu betreten? Der offizielle Teil der Versammlung soll nun beginnen.“ Das ist Anlass genug für Lulu, Hans regelrecht mit sich zu reißen. Bramisch schließt sich, immer noch unverändert lächelnd den Ventrue an, die sich ebenfalls in Richtung Saal begeben.
„Von Bramisch. Sie ihm niemals in die Augen, halte dich am besten ganz von ihm fern!“ Das ist alles was Hans von seiner Erschafferin hört, bevor sie den offiziellen Versammlungsort betreten.

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Deutsc10

Die einzige Musik, die nun noch ertönt ist das Gewirr der Stimmen, dass sich langsam voller Erwartung auf das Kommende legt. Auf der Bühne des prächtigen Saals sind sechs Sessel aufgebaut: Ein beachtlicher Thronsitz in der Mitte, zu seiner rechten eine etwas weniger prunkvolle Kopie desselben und jeweils noch zwei schlichtere Sitzgelegenheiten links und rechts.
Das Gemurmel verklingt endgültig, als eine kleine Gestalt die Bühne betritt. Hans saugt scharf die Luft ein. Hemera schwebt geradezu vor die Versammelten hin. Sie ist komplett in weiß gekleidet, nur die Lippen leuchten blutrot. Ihre leise Stimme hat sofort Aufmerksamkeit: „Meine verehrten Damen und Herren. Ich bin Hemera. Primogenin und Ancilla des Clans der Rose, Hüterin des Elysiums der Großdomäne Berlin, Potsdam, Brandenburg. Ich habe die Ehre das erste Grußwort des heutigen Abends zu sprechen und bin erfreut, dass sie alle so zahlreich erschienen sind. Am heutigen Abend werden Worte von großer Bedeutung gesprochen werden. Zunächst wird seine prinzliche Exzellenz Ludwig von Brandenburg die aktuelle Lage thematisieren. Einige von ihnen haben mit ihrer Einladung eine Bitte zu einem Gespräch unter vier Augen erhalten. Diejenigen werden nach der Versammlung aufgerufen werden. Ich bitte sie zu diesem Zwecke im Saal zu bleiben. Ein weiterer Anlass des heutigen Abends ist, kein geringerer als die Aufnahme zweier neuer Mitglieder in unserer Domäne. Auch dazu wird der Prinz sprechen. So dies nun gesagt ist, darf ich die weiteren Würdenträger unserer Domäne ankündigen. Meine verehrten Herrschaften, Marius Kortin, Ahn und Primogen des Clans der Gelehrten. Harpyie der Großdomäne Berlin, Potsdam, Brandenburg.“

Ein bärtiger Mann betritt die Bühne und verbeugt sich vor versammelter Menge. Die Kleidung, ein schwarzes Lederwams und eine weiße Halskrause, scheinen antiquiert. Er tritt nach vorne und verbeugt sich, dann nimmt er rechts außen Platz.

„Balduin, Ancilla und Primogen des Clans der Verborgenen. Sherriff der Großdomäne Berlin, Potsdam, Brandenburg.“

Ein Kichern und Klatschen ertönt aus einer Ecke des Raums als sich auf dem Sessel rechts neben dem Thron (neben dem kleineren Thron) eine grandios abgerissene Gestalt zu materialisieren scheint. Der Mann mit dem verfilzten Bart ist in Lumpen gekleidet, er erhebt sich und präsentiert einen überschwänglichen Kratzfuß. Hans hört von Lulu ein leises Lachen, welches sie gerade noch in einem Räuspern tarnen kann.

„Clara Tsiskaja, Ahnin und Primogenin des Clans des Tiers. Geißel der Großdomäne Berlin, Potsdam, Brandenburg.“

Eine hochgewachsene Frau schreitet auf die Bühne. Felle bedecken nur das Nötigste. An ihrem Hals baumeln einige Ketten aus Knochen und Zähnen. In ihr Haar sind Federn geflochten. Auf ihrer Schulter thront ein prächtiger Rabe. Sie bewegt sich mit der Eleganz eines widerwilligen Raubtiers und lässt sich auf den Sitz links neben dem Thron fallen.

Bei der nächsten Begrüßung wird die Kälte in Hemeras Stimme geradezu bodenlos. Ihr Blick und ihr ganzes gebaren trieft vor Verachtung: „Hypnos. Ancilla und Primogen des Clans des Mondes. Senechall der Großdomäne Berlin, Potsdam, Brandenburg. Ihm folgen die Seinen.“

Das Eingangstor schwingt auf und eine Gruppe von etwa 15 Personen betritt im Gleichschritt und in Zweierreihen den Raum. Ein jeder trägt eine Hakenkreuzbinde am Arm, egal ob Mann oder Frau. Voran schreitet ein blasser Junge von vielleicht 12 Jahren. Auch er trägt ein Hakenkreuz zur Schau. Wie ein General schreitet er seinem Clan voran. Voller Selbstsicherheit lächelt er Hemera entgegen, als er die Bühne betritt. Die anderen Malkavianer nehmen eine Reihe in Beschlag und bleiben, ein jeder vor seinem Stuhl, stehen. Hypnos Stimme ist warm und angenehm und bildet so einen krassen Gegensatz zu der Rosentochter, die immer noch starr wie eine Eisprinzessin auf der Bühne steht: „Setz dich doch Hemera meine gute. Du hast deines Amtes wie stets ganz vorzüglich gewaltet.“ Sie dreht sich auf dem Absatz um und nimmt links außen Platz.

Hypnos tritt nun an ihre Stelle:

„Herrschaften. Ludwig von Brandenburg. Ahn und Primogen des Clans des Zepters. Prinz der Großdomäne Berlin, Potsdam, Brandenburg. Ehemals Justicar der Camarilla. Nun höchst ehrenwerter Archont des edlen Schildrats und erster der Camarilla der deutschen Lande. Ich bitte Sie sich zu erheben und die Hymne unseres Reiches anzustimmen.“



Einige Musiker, die irgendwo hinter der Bühne versteckt sein müssen beginnen zu spielen. Man scheint diese Zeremonie bereits zu kennen. Hans muss sich zwingen in den Chor einzustimmen und kann sich nur damit trösten, dass hinter diesem Lied ja eigentlich ein ganz anderer Gedanke steht, als die Faschisten heute propagieren. Bis auf die Gangrel-Primogenin haben sich alle auf der Bühne erhoben und knien nun. Alle andren Kainiten im Raum haben das Haupt gesenkt. Hans, der verstohlen nach vorne lugt bekommt einen Stoß in die Rippen und schaut erschrocken zu Boden. Schwere Schritte hallen durch den Raum und eine Stimme wie Hans sie noch nie vernommen hat hallt durch den Raum. Er meint sich auf einem Schlachtfeld zu befinden und die gebieterischen Befehle eines Generals zu vernehmen, wähnt sich einem großen Thronsaal in dem die Stimme des Fürsten von allen Wänden wiederhallt… „Wir danken Ihnen. Sie dürfen sich nun niedersetzten. Dank ihm Senechall.“

Alle Blicke richten sich auf den Mann der auf dem großen Thron niederlässt. Neben ihm wartet der Senechall und lässt sich erst nieder als er sitzt. Der Clan des Mondes sinkt kollektiv auf die Sitze nieder. Prinz Ludwig blickt von seinem Thron aus auf die Versammelte Menge hinab. Seine Gesichtszüge erinnern an das Gemälde eines alten Fürsten. Die langen Haare der Lockenperücke reichen bis weit über die Schultern, des in glänzendem Silber geharnischten Oberkörpers. Eine Hand ruht auf der Lehne, die andere schiebt geistesabwesend eine Strähne zu Seite. Nach einem ungefähr fünfminütigen Schweigen, scheint sich Ludwigs Blick wieder zu fangen:

„Unsere treuen Primogene und Amtsträger. Verehrte Ahnen, Ancillae, Neonaten und seit wenigen Nächten auch unsere lieben Kinder. Die Zeiten denen wir entgegen treten sind hart und werden viele Opfer und Entbehrungen fordern. Umso mehr ist es angebracht, dass die Camarilla geschlossen und ungeteilt hinter den edlen Zielen des Sterns steht, der uns erschienen ist. Das was der Schildrat einem jeden abverlangt, mag so manchem unakzeptabel viel erscheinen, mag manch einen zum Murren bringen. Doch wir fragen sie: Was kann es edleres und schöneres geben, als die Loyalität in ein hehres Ziel, als all sein Streben einer Größeren Wahrheit zu opfern? So müssen wir mit großem Bedauern feststekken, dass uns der Clan des Tiers seine Anwesenheit bis auf die verehrte Primogenin, am heutigen Abend zu versagen entschlossen hat. Ist es uns vergönnt die Hintergründe dieses Ausbleibens zu erfahren, verehrte Primogenin?“

Tsiskaja dreht ihren Kopf widerwillig zum Prinzen. In ihrer gutturalen Stimme schwingt ein starker russischer Akzent mit: „Die Sterne standen gut für Jagd. Und wenn sich Gangrel entscheiden müssen, die Jagd ist zuerst da. Wir haben Revier zu verteidigen und auch ein Prinzen wissen sehr gut, was das bedeutet in diese Nächte.“

Der Prinz schenkt ihr einen unbestimmten Blick, den sie mit gelben Raubtieraugen erwidert: „So soll sie uns um Unterstützung bitten, die wir ihr gewiss nicht versagen werden. Doch nun wollen wir zum eigentlichen Zwecke dieses Elysiums schreiten. Wie sie wissen, stellt sich eine große Zahl von Regierungen noch gegen den Einfluss des edlen Schildrats. Wir haben die Ehre die Camarilla folgender Länder, als Freunde und Verbündete in derselben Sache, an unserer Seite zu wissen.“ Er lässt sich ein Buch reichen: „Belgien, Italien, Niederlande, Österreich, und Spanien. Erfolgversprechende Verhandlungen wurden mit folgenden Ländern begonnen: „Frankreich, Finnland, Großbritannien, Griechenland, Norwegen, Schweiz, Schweden. Besonders diffizil gestaltet sich in der Tat die Zusammenarbeit mit Frankreich, die dortigen Herrschaftsansprüche scheinen nicht geklärt. Großbritannien, ein wichtiger Verbündeter, steht, wie wir bedauern, noch unter großem Einfluss der neuen Welt. Die Schweiz scheint es allem Anschein nach vorzuziehen eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren. Die afrikanischen und asiatischen Kolonien der jeweiligen Länder, verstehen sich natürlich von selbst als Verbündete.
Trotz der geballten Aggression die uns entgegen steht sind wir guter Dinge. Tatsächlich scheint selbst die Zusammenarbeit mit dem fernen Japan Früchte zu tragen und wir vernahmen mit großer Freude die Kunde, dass sich die Tremere Wiens nun entschlossen haben, baldigst ein Kontingent in unsere schöne Stadt zu entsenden. Wir waren des Weiteren außerordentlich erquickt zu vernehmen, dass die Giovanni es in Betracht ziehen sich unter Obhut zu begeben. Ein Vertreter ihres Clans ist, wie einige von ihnen es vielleicht bereits vernommen haben, bereits eingetroffen.
Nun mögen Stimmen laut werden die Fragen: ‚Warum redet der Prinz von Fronten? Warum reden wir also von Verbündeten und Feinden? Damit müssen wir zum weniger angenehmen Teil unserer Rede schreiten. Einige Länder sind in den vergangen Wochen und Tagen zum Schluss gekommen, es sein angebracht jegliche engere Zusammenarbeit mit dem Schildrat aufzukündigen, sollten wir nicht von unseren universellen und wahren Ansprüchen, innerhalb einer gewissen Frist zurücktreten. Die Zahl dieser Länder ist groß und Interessierte unter ihnen, seien hiermit aufgefordert eine detailliertere Zusammenfassung, der momentanen politischen Weltverhältnisse. bei einem meiner Sekretäre zu erfragen. Die bedeutendsten Aggressoren sind: Die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und Polen. Die Verhältnisse zu Russland sind stark gespannt, seit die zaristische Camarilla endgültig zerschlagen wurde. Wir vermögen nicht zu sagen, wie lange, diese Konflikte noch schwelen werden ohne in direkte und kriegerische Konfrontation überzugehen. Wir vermögen ebenfalls nicht zu sagen, wie lange wir derartiges uneinsichtiges Verhalten noch dulden können. Wir wollen sie nicht beunruhigen: Doch es scheint ein Krieg zu drohen, der den unglücklichen Geschehnisse die wir kaum vergessen konnten, noch zu übertreffen droht. “

Die Stille im Saal ist greifbar. Ein zweiter Weltkrieg? Hans blickt entgeistert auf die Bühne, neben ihm zittert Lulu am ganzen Körper…
Die Ventrue um Bramisch beginnen zu flüstern. Einer, ein Ancilla, den er unter dem Namen Friedrich Wilhelm IV. von Preußen kennt, beugt sich zu ihm: „Bramisch, bei allem Respekt vor unserem Prinzen, halten sie das für eine realistische Einschätzung. Ich meine Krieg innerhalb der Camarilla…“
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Beitrag von Duncan Di 22 Feb 2011, 12:48

Könnte ein Toter noch bleicher werden, so wäre mir das gelungen. Alle Konzentration bricht, meine alten, Menschlichen Angewohnheiten zu erhalten. Still sitze ich da, starr vor Schreck. Endlich beginnt mein Herzschlag wieder. Rasend schnell.

Krieg? Krieg? Lieber Herrgott, Krieg? Das kann nicht ihr ernst sein. Auch ich beginne zu zittern. Wenn ich an die Geschichten des ersten Weltkrieges denke... Deutschland wieder im Krieg? Das darf nicht passieren! Das würde uns endgültig als Barbaren dastehen lassen. Meine Hand hat sich heimlich in die Lulus geschlichen. Einem kleinen ängstlichen Jungen gleich, suche ich Trost in den Händen meiner einzigen, verbliebenden Mutter.

Ich verstehe nicht ganz, was das zu bedeuten hat. Sprechen wir von einem Krieg der Vampire, oder der Menschen?

Besorgt sehe ich zu ihr, aber ihr furchtsamer Blick ist auf die Bühne und den Prinzen gerichtet, als er weiterspricht...
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Beitrag von Patrick Mo 07 März 2011, 21:31

Energisches Kopfschütteln von Bramischs seite. "Ach was, wenn das was unser Prinz - möge er tausend jahre regieren - hier erzählt der wahrheit entspricht kann man wohl kaum von einem Weltkrieg reden. Nachdem wir - angeblich - bereits halb Europa unter unserer kontrolle haben und endlich schritte gegen die Wehrkraftzersetzer in unserer mitte unternehmen, kann man wohl kaum von einem Weltkrieg reden. Nein, ich denke nicht, dass das risiko groß eines Kriegs groß ist. Amerika mag vielleicht als bedrohung wirken, aber die USA und die Camarilla dort haben angeblich interne probleme, was einer der Gründe für die Isolation der USA nach dem Europäischen Krieg ist. Und die Russen? Mittelalterliche verhältnisse, und nach den letzten Informationen hat die dortige führung mehrere Tausend ihrer Heerführer in einem Anfall von Paranoia exekutieren lassen."

Erneutes Kopfschütteln "Nein, nein. Sollte das alles wirklich zu einem Krieg führen, dann wäre dieser binnen ein paar wochen erledigt."
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Beitrag von Elias So 13 März 2011, 16:54

Nach der anfänglichen Stille ist nun im ganzen Saal ist Gemurmel ausgebrochen. Ein energisches dreimaliges Klopfen des Herolds lässt die Menge verstummen und die blicke sich wieder der Bühne zuwenden. Der Prinz hat den Kopf zu Hypnos hinunter gebeugt, der ihm etwas ins Ohr zu flüstern scheint. Der bärtige rechts außen erhebt sich und verbeugt sich in Richtung des Prinzen: „Bei allem gebotenen Respekt vor der Weisheit eurer Entscheidungen eure Majestät. Haltet ihr diese Einschätzung in der Tat für realistisch? Sicherlich wisst ihr doch um die Schwere solcher Worte, gerade vor dem noch allzu nahen Horizonte des Vergangenen…“ In der Stimme des Prinzen liegt eine Gewisse Schärfe: „Geschätzter Herr Kortin Wir können seine Besorgnis verstehen, doch ein jeder Kainit, kann getrost und ohne Zweifel davon ausgehen, dass ein jedes Wort, welches über Unsere Lippen kommt wohl überdacht und sorgsam ab gewägt ist.“ Wie in einem Anflug von Ratlosigkeit hebt die Harpyie die Hände: „Majestät und doch muss ich Euch fragen: Warum habt ihr in dieser Angelegenheit kein Wort mit uns gewechselt? Warum habt ihr den Rat der Primogene nicht von dieser Gefahr in Kenntnis gesetzt? Ich bin überzeugt von der Möglichkeit einer friedlichen Schlichtung der Konflikte. Wenn wir uns nun nur noch rechtzeitig zurückziehen, nun solange noch Zeit ist...“ Wiederum einige Worte zwischen Ludwig und Hypnos. Der Prinz erhebt und geht auf Kortin zu, spricht aber weniger zu ihm, als mehr zu den Versammelten. Dies alles wirkt auf bizarre Weise wie ein Drama, ein politisches Theaterstück: „Geschätzte Harpyie: In Zeiten der Aggression ist es als Prinz der Domäne, als Ahn und als hohes Mitglied in den Kreisen der Camarilla Unser gutes Recht, Entscheidungen zu treffen ohne dabei die Primogene zu Rate zu ziehen. Entscheidungen, in denen wir keinen Widersprich unserer eigenen Vertrauten benötigen, sondern deren guten Willen und Unterstützung. Es sind Entscheidungen die schnell getroffen werden müssen, die es nicht erlauben lange zu debattieren und zu zögern. Zuletzt sei euch versichert, dass Wir es nicht sind, der Schildrat es nicht ist, der einen Krieg wünscht. Es sind die niederen und von jeglicher Einsicht abgeschotteten Geister unsrer Feinde, die sich uns ohne Bereitschaft zur Verhandlung entgegen stellen. Ein jeder Kainit soll sich gewiss sein, dass Wir unser möglichstes Taten um das Unheil abzuwenden, doch wenn man uns schlägt, werden wir nicht bereit sein, unsere andere Wange hinzuhalten!“ Der Prinz setzt sich wieder, Kortin tut kopfschüttelnd dasselbe.

„Das menschliche Militär befindet sich in guter Bereitschaft und trotz allem können wir hoffnungsfroh in die Zukunft blicken, wenn wir uns nur stark und einig zusammenballen, wenn wir jegliches Geplänkel unter uns nur in den Hintergrund treten lassen. Doch nun zu einem erfreulicheren Anlass: „Wir können zwei neue Mitglieder, zwei neue Kinder in unserer Mitte begrüßen, die sicherlich ihr bestes tun werden uns in der kommenden Zeit nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen. Wir dürfen nun zu uns auf die Bühne bitten:
Das Kind der Luise Elisabeth von Strauß und Torney, Neonatin vom Clane der Rose. Hans-Paul Schindler, Kind vom Clane der Rose.
Das Kind des Hypnos, Seneschall der Großdomäne Berlin, Potsdam, Brandenburg, Primogen und Ancilla des Clans des Mondes. Clara Grünkranz, Kind vom Clane des Mondes.“

1. Akt - Die wahren Steuermänner  Clara_10

Man hört Geraschel aus den Reihen der Malkavianer. Ein junges Mädchen schleicht in Richtung der Bühne. Sie trägt ein schlichtes weißes Kleid, das die ungeheure Blässe ihrer Haut noch unterstreicht. Einige Strähnen ihrer schwarzen Haare fallen ihr in Gesicht, als sie mit starrem zu Boden gesenktem Blick den Weg zur Bühne auf sich nimmt. Hans mustert dieses ungeheuer zerbrechlich wirkende Geschöpf fasziniert, bis er einen unsanften Stoß in der Seite spürt. Lulus Stimme ist bis aufs Äußerste angespannt: „Hör auf zu glotzen und geh schon.“
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1. Akt - Die wahren Steuermänner  Empty Re: 1. Akt - Die wahren Steuermänner

Beitrag von Duncan Di 15 März 2011, 17:08

Das Bild des Mädchens geht mir nicht aus dem Kopf. Fasziniert sehe ich den kleinen, kranken Engel zu Bühne gleiten. Was wohl ihre Geschichte ist? Tief in mir, spüre ich erneut wie sich etwas regt, düstere Sehnsüchte werden wach und einen kurzen Augenblick, schlägt das Geschöpf ihre Augen auf und blinzelt zu mir herüber.
Oh Gott, kann Sie meine GEdanken hören? Ist das möglich? Ist das...

Ein unsanfter Stoß weckt mich aus meinen wilden Überlegungen und der Schatten zieht sich zurück in seine Abgründe, weit nach hinten in die Schatten meines Unterbewusstseins.
„Hör auf zu glotzen und geh schon.“

Mechanisch erhebe ich mich. Wie soll man es anstellen, sich vor einem ganzen Saal von hungrigen Monstern zu presentieren, wenn man sich sein ganzes Leben lang verstecken musste? Mein Magen wird flau, ein menschliches Gefühl und ich stackse die Treppen steif hinunter.

Der Blick aller Ruht auf meinem Rücken, das kann ich spüren und als ich endlich die Bühne erreiche und mich neben das Mädchen stelle verspüre ich ein bisschen Trost. Zumindest bin ich nicht alleine hier oben.
Sie wirft mir einen kurzen, unscheinbaren Seitenblick zu und ich könnte schwören dass Sie lächelt. Von einem auf den anderen Moment, verschwinden die Angst und die Zweifel und dieses beruhigende Gefühl der Sicherheit und des Trostes überwältigen mich fast. Ich richte mich etwas auf und entlocke mir selbst ein leichtes Lächeln. Heute könnte ich es mit jedem aufnehmen...
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Beitrag von Elias Mo 21 März 2011, 15:17

*Bitte von Apocalyptica "In Memorian" (Album "Cult" CD 01) als Hintergrundmusik auflefgen. Es gibt keine gute You-Tube Version.*

Der Prinz mustert die beiden Kinder und scheint auf etwas zu warten. Hans wird unter seinem starren Blick zunehmend verunsichert…Was ist los? Warum sagt er nichts? Er hört wie im Raum vereinzeltes Getuschel aufkeimt. Was soll das? Was macht er falsch?
Irgendetwas zieht Hans Blick vorbei an Ludwig, hin zu dem „kleinen Jungen“, der neben ihm thront und seine Füße baumeln lässt, wie ein Kind von einer zu hohen Schaukel. Eine ungeheure Anziehungskraft scheint von den Augen des Seneschalls auszugehen. Die zähe Schwärze zweier Moorlöcher zieht ihn in seine Tiefen zu. Er bemerkt schwach - wie aus weiter Ferne - dass Clara neben ihm zu zittern beginnt. Dann verliert er vollkommen die Kontrolle, kopfüber stürzt er hinab, hinein in diesen Blick, in ein Meer aus tosender Leere. Ein fernes Poltern und ein Leichter Schmerz dringen an sein Ohr, doch das ist nicht wichtig. Tausende von Stimmen umkreisen ihn, necken ihn mit ihren Spitzen Zungen, gurren, kichern. Irgendetwas versucht seine Beine zu umklammern, etwas Weiches streift über sein Gesicht, kriecht in sein Nase…Er windet sich wie wahnsinnig im Griff dieser unbekannten Kreaturen, versucht dieser feindlichen Umgebung zu entkommen. Seine bleischweren Hände greifen nach einem Halt und werden sofort wie von Seilen eingehüllt. Das Lachen und Summen wird zu einem gewaltigen katatonischen Mahlstrohm, der für nichts mehr Platz lässt als verzweifelte und besinnungslose Angst. Er will schreien doch bevor er einen laut herausbringt wir sein Mund und seine Kehle von der kreischenden Leere erfüllt…Doch da was ist das? Eine warme und sanfte Präsenz schiebt sich durch die Horden der Feinde, wie in größter Furcht zucken seine Peiniger zurück. Eine Stimme, so rein so süß, hüllt ihn ein: „Hans…Hans-Paul…Du musst besser zuhorchen, was man dir erzählt…was man dir beibringt.“
Die Wärme kommt näher streicht sanft über seine Haut, doch bevor ein Weiteres Wort fallen kann, greift etwas, wie eine knochige Hand Hans schmerzhaft am Nacken. Er versucht sich noch an dieser schützenden Wärme festzuklammern, er will nicht wieder zurück in die Leere…er will nicht weg von diesem Beschützer. Wer kann so grausam sein, sie zu trennen?

Er zwinkert, um ihn her ist der Saal, er kniet auf der Bühne und blickt zum Prinzen empor. Aus der versammelten Menge ist vereinzeltes Flüstern und leises Kichern zu hören.
Auch die Malkavianerin kniet nun, wie ihm auffällt. Hypnos Gesicht ist nach wie vor eine undurchdringliche Maske der Sanftheit, doch irgendetwas scheint hinter seiner Stirn zu arbeiten. Er wirkt abgeschweift.
Der Prinz erhebt sich und stellt sich direkt vor dem beiden Kindern auf.
„Nun gut Herr Schindler, Frau Grünkranz. Wir werden ihnen nun die Fragen stellen, die wir jedem neuen Kinde stets gestellt haben. Frau Grünkranz, wir werden mit ihr beginnen. Herr Schindler, er wird für einen Moment nichts hören. Er muss deswegen keine Furcht haben.“ Der Prinz beginnt zu sprechen und tatschlich legt sich eine Art Membran aus Stille auf Hans Ohren. Er sieht nur, wie sich die Lippen der Malkavianerin stockend bewegen. Der Prinz wechselt einige Worte mit ihr. Schließlich nickt er und augenblicklich verschwindet die Stille. „Zu ihm Herr Schindler. Er nenne uns die sechs goldenen Regeln der Camarilla und was sie zu bedeuten haben. Dabei muss er sich nicht an einen bestimmten Wortlaut halten, dieser wird aber zu späterer Zeit sicherlich noch verlangt werden.“
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Beitrag von Duncan Mo 21 März 2011, 15:41

Wie ein Schlag, trifft mich die Erkenntnis, dass ich vergessen hatte zu knien. Schamesröte steigt mir ins Gesicht, aber nun ist es auch zu spät. Der Prinz verlangt etwas zu wissen und ich denke fieberhaft nach, was Lulu mir beigebracht hat. Zum Glück, bin ich gut darin mich an solche Dinge zu erinnern.

"Die 1. Tradition ist Die Maskerade. Die 2. lautet Domäne, die 3. Nachkommenschaft, die 4. Rechenschaft. Dann folgt die 5. Tradition, Die Gastfreundschaft und zuletzt steht die...die Vernichtung." leiere ich fachmännisch, wie als ob es ein wissenschaftlicher Artikel oder eine Abfrage in der Schule wäre herunter.
Doch der Schaden ist wohl schon angerichtet. Ich werde mich irgendwie anders wieder präsentieren müssen um mich von der Schuld rein zu waschen. Aber warum nur, ist mir das so wichtig?
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Beitrag von Elias So 27 März 2011, 15:42

Der Prinz nickt befriedigt. „Fein. Frau Grünkranz, schwört sie ein treues Mitglied der wahren Camarilla und des einzigen und ewigen Schildrats zu sein und nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen?“
Wie aus der Pistole geschossen antwortet das junge Mädchen: „Ich schwöre.“
„So, darf sie sich jetzt erheben und zu ihrem Clane stoßen. Herr Schindler schwört sie ein treues Mitglied der wahren Camarilla und des einzigen und ewigen Schildrats zu sein und nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen?“
„Ich schwöre.“ Was zum Teufel ist eigentlich der Schildrat?
„So, darf er sich jetzt erheben und zu ihrem Clane stoßen.“
Auf wackligen Beinen geht Hans zurück zu seinem Sitz. Seine Mutter sieht ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie flüstert mehr zu sich selbst, als zu Hans: „Ich denke ich werde dir noch das einen oder andere beibringen müssen. Der Schwur, er ist neu. Verdammt, verdammt, verdammt!“ In ihrer Stimme liegt eher ehrliche Besorgnis, als Ärger über ihren Schützling.
Von der Empore ertönt erneut das dreimalige Klopfen des Herolds. Hemera erhebt sich. „Ihre prinzliche Majestät dankt allen für das Kommen und die Aufmerksamkeit. Ich erkläre die Versammlung hiermit für geschlossen. Diejenigen die persönlich unterrichtet wurden, werden gebeten, noch in der Vorhalle zu verweilen, bis man sich ihrer annimmt.“

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